In einem Gottesdienst in der Augustinerkirche Erfurt wurden am 27. März die Apostolische Gemeinschaft und der Freikirchliche Bund der Gemeinde Gottes als neue Gastmitglieder der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland aufgenommen.
Die Apostolische Gemeinschaft geht auf die Erweckungsbewegung der Katholisch-Apostolischen Bewegung zurück, die um 1830 in England entstand. Die Bewegung erreichte auch Deutschland und mündete in die Neuapostolische Kirche (NAK). In den 1950er Jahren entstand in der NAK ein Dogma, dass der Stammapostel nicht sterben werde, bevor Jesus Christus sichtbar wiederkommen werde. Diese Lehre trugen einige Mitglieder nicht mit, sie wurden aus der NAK ausgeschlossen und gründeten 1955 die „Apostolische Gemeinschaft“ (AG). Die AG habe viele Veränderungsprozesse durchgemacht, erklärte Apostel Detlef Lieberth (Pulheim) von der Apostolischen Gemeinschaft. Es sei zu einer Reformation des Kirchen-, Sakraments- und Amtsverständnisses und zu einer ökumenischen Öffnung gekommen. Seit 2003 hätten auch Frauen zu allen ordinierten Ämtern Zugang. In einigen lokalen und regionalen ACKs ist die Apostolische Gemeinschaft bereits Gastmitglied und seit 2013 hat sie Beobachterstatuts in der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF). „Wir dürfen uns heute als Teil der Christenheit verstehen ohne irgendeinen Hauch von Exklusivität“, zitierte Lieberth eine Botschaft der AG zum 50-jährigen Jubiläum im Jahr 2005. Kirche und Sakramente hätten in der Apostolischen Gemeinschaft zu ihrer eigentlichen Bedeutung zurückgefunden, das Evangelium allen Menschen zu verkünden. Die AG trage sich durch freiwillige Gaben. Sie habe in Deutschland 64 Gemeinden mit rund 5.100 Mitgliedern. Weitere Informationen unter www.apostolisch.de.
Der Freikirchliche Bund der Gemeinde Gottes (FBGG) stammt ursprünglich aus den USA und hat weltweit etwa 800.000 Mitglieder. In Deutschland besteht die FBGG seit rund 120 Jahren. Sie wurde von der Heiligungsbewegung beeinflusst, die unter anderen auf den Gründer des Methodismus, John Wesley, zurückgeht. Die FBGG habe das zentrale Anliegen der evangelisch-reformatorischen Frömmigkeit, erklärte Pastor Hans-Ulrich Linke, geistlicher Leiter der FBGG. Nach ursprünglichem Enthusiasmus ohne konfessionelle Schranken habe man in der FBGG nach und nach zu festeren Strukturen gefunden. Die FBGG bestehe in Deutschland aus 28 selbstständigen Gemeinden mit rund 2.200 Mitgliedern. Ein besonderer Schwerpunkt sei die soziale Arbeit, insbesondere unter Migranten, und das Kinderhilfswerk „Global Care“. Die ökumenische Öffnung habe sich erst in den letzten Jahrzehnten vollzogen. Mittlerweile sei der FBGG Mitglied in einigen örtlichen und regionalen ACKs sowie in der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF). Weiteres im Internet unter www.fbgg.de.
Mit der Aufnahme der Apostolischen Gemeinschaft und des Freikirchliche Bund der Gemeinde Gottes gibt es jetzt in der ACK Deutschland neben den 17 Mitgliedskirchen sechs Gastmitglieder. Die anderen Gastkirchen sind das Apostelamt Jesu Christi, der Bund Freier evangelischer Gemeinden, der Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden und die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten.
Die Rolle der Kirchen im Ersten Weltkrieg
Schwerpunktthema der 45 Delegierten während der ACK-Mitgliederversammlung im Augustinerkloster in Erfurt war das Verhalten der Kirchen im Ersten Weltkrieg. Durch einen religiös überhöhten Nationalismus hätten die Kirchen vor einhundert Jahren das Kriegsgeschehen angeheizt und die Substanz des Christlichen preisgegeben. Das sagte Professor Martin Greschat, ehemaliger Ordinarius für Kirchengeschichte an der Universität Giessen, vor der Mitgliederversammlung.
Greschat beleuchtete die Rolle der Kirchen in den europäischen Ländern. Auch wenn es an kritischen Stimmen nicht gefehlt habe, sei das Christentum „nahezu überall instrumentalisiert und Gott für die Politik des eigenen Landes in Anspruch genommen“ worden. Angefangen bei den Exzessen deutscher Soldaten in Belgien und Nordfrankreich sowie den sich steigernden Brutalitäten und Massakern an den Fronten habe jeder Tag des Krieges belegt, „wie wenig das Leben eines Menschen zählte und wie wenig das Christentum und die Kirchen dagegengehalten haben“. An Beispielen machte Greschat deutlich, wie die Kirchen den Krieg ideologisch unterstützten und zahllose junge Männer mit Parolen wie, „Gott braucht dich!“, in den Krieg trieben. Dabei hätten die Nationen sich gegenseitig die Schuld zugewiesen und sich selbst im Recht gesehen. „Das Kriegsgeschehen wurde theologisch gedeutet, man wusste Gott auf seiner Seite“, umriss Greschat die damalige Stimmung.
„Der Erste Weltkrieg ist keine Geschichte, er ist lebendige Gegenwart“, betonte Pfarrer Guy Liagre, Generalsekretär der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK). Er beschrieb, wie in Belgien und anderen europäischen Ländern die Schrecken des Ersten Weltkriegs in Erinnerung geblieben seien. An den grossen Denkmälern werde täglich der zahllosen Toten gedacht. Liagre stellte die vielen Initiativen vor, die in europäischen Ländern zum Gedenken des Ersten Weltkriegs geplant würden.
Die Delegierten der ACK verständigten sich darauf, an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor einhundert Jahren besonders zu erinnern. Sie riefen dazu auf, die ehemals kriegführenden Nationen „im Gedenken friedlich zusammenzuschliessen“ und dadurch den Frieden zu fördern. Insbesondere solle der Genozid an den Armeniern im Jahr 1915 besonders berücksichtigt und eine Stellungnahme der ACK dazu veröffentlicht werden.