Auf Einladung der Pilgermission St. Chrischona konnte die Schweizerische Bibelgesellschaft (SB) die jährliche Mitgliederversammlung am 23. Mai in Bettingen bei Basel, im Konferenzzentrum "auf dem Berg", abhalten. Die rund 40 Teilnehmenden waren mehrheitlich Delegierte der reformierten Kantonal- oder von Freikirchen.
Bibeln für Gefangene in Schweizer Haftanstalten
Ende 2013 gab es laut Bundesamt für Statistik in der Schweiz 110 Einrichtungen des Freiheitsentzuges, in denen 7.072 Menschen einsassen, davon waren 74,3 Prozent. ausländische Inhaftierte. Die Schweizerische Bibelgesellschaft stellt Gefangenen auf Wunsch eine Bibel oder ein Neues Testament in ihrer Muttersprache kostenlos zur Verfügung. Die Abklärungen dazu werden über die Gremien der Haftanstalten getroffen. Seit Projektbeginn im Jahr 2010 sind 4.727 Bibeln oder Neue Testamente in 37 Sprachen ausgeliefert worden, hauptsächlich in Englisch, Französisch, gefolgt von Rumänisch, Albanisch, Deutsch, Spanisch, aber auch in Arabisch, Japanisch, Swaheli und Urdu.
Der SB-Jahresbericht 2013, der in neuem Layout präsentiert wurde, enthielt unter anderem Angaben über die steigenden Zugriffszahlen auf die SB-Homepage, von 27.100 im 2012 auf 46.300 im letzten Jahr sowie dass die kostenlose App für den Bibelleseplan 6.350 mal in Französisch und nur rund 390 mal auf Deutsch heruntergeladen wurde.
Strategie der Bibelgesellschaft
Die Strategie 2012 – 2016 der Bibelgesellschaft müsse an die knapperen finanziellen Mittel angepasst werden, sodass die jährliche Überweisung an den Weltbund zur globalen Bibelverbreitung nicht im vorgesehenen Mass aufgestockt werden könne, sagte Eva Thomi, SB-Geschäftsführerin. 2014 sollen laut Budget 180.000 Franken überwiesen werden. Die geplante Stelle für Fundraising habe mangels geeigneten Kandidaten nicht besetzt werden können.
Im Patronatskomitee der Schweizerischen Bibelgesellschaft sollen Persönlichkeiten aus Kirche, Politik, Kultur, Wirtschaft, Wissenschaft mitarbeiten, die mit ihrem guten Namen für die Arbeit der SB im In-und Ausland einstehen und die Bibelgesellschaft weiteren Kreisen bekannt machen sollen. Zur Mitarbeit im 2013 gegründeten Patronatskommitees konnten folgende Personen gewonnen werden: Prof. em. Dr. Walter Dietrich; Prof. em. Dr. Urs von Arx; die Nationalräte Philipp Hadorn und Jacques-André Maire; Claudia Bandixen, Leiterin Mission 21, Claude Ruey.
Wegen fehlender personeller Ressourcen erklärte die Evangelisch-lutherische Kirche der Schweiz den Austritt aus der Schweizerischen Bibelgesellschaft.
„Die Bibel als Instrument des Heiligen Geistes. Wie Gott sich jungen Menschen beim Lesen der Bibel offenbart.“
„Es ist eines der bewegendsten Erlebnisse, wenn der Heilige Geist jungen Menschen, die im Gefängnis in der Bibel lesen, Jesus Christus offenbart“, sagte am Nachmittag in einem Referat der evangelisch-reformierte Pfarrer Markus Giger. Er ist seit 20 Jahren in Gefängnissen des Kantons Zürich tätig und gab Einblicke in sein 30-Prozent Engagment in den Arbeitszweig „PRISONHOPE“ der Jugendkirche Streetchurch, deren Gesamtleiter er in der übrigen Anstellungszeit ist.
Er zitierte einleitend den evangelischen Theologen Jörg Zink, der über die Bibel gesagt hat: „Es gibt Menschen, die die Bibel nicht brauchen. Ich gehöre nicht zu ihnen. Ich habe die Bibel nötig. Ich brauche sie, um zu verstehen, woher ich komme. Ich brauche sie, um in dieser Welt einen festen Boden unter den Füssen und einen Halt zu haben. Ich brauche sie, um zu wissen, dass einer über mir ist und mir etwas zu sagen hat. Ich brauche sie, weil ich gemerkt habe, dass wir Menschen in den entscheidenden Augenblicken füreinander keinen Trost haben und dass auch mein eigenes Herz nur dort Trost findet. Ich brauche sie, um zu wissen, wohin die Reise mit mir gehen soll.“
Giger zählte einige Voraussetzungen auf, die gegeben sein müssten, dass junge Menschen durch’s Bibellesen angesprochen werden und zu Gott finden: Gotteserkenntnis sei nicht verfügbar, deshalb müsse darum gebetet werden. Not öffne Herzen für die Gegenwart Gottes im Gebet und in der Bibel, das habe er bei einigen harten Burschen erleben dürfen. Es gehe auch darum, den Jugendlichen die „richtige“ Bibelübersetzung zu geben. Er arbeite je nach Situation mit „Hoffnung für alle“, der „Basisbibel“, der „Comic-Bibel“ sowie mit Kinderbibeln, die beide einen ersten Zugang zur Bibel ermöglichten. Im Weiteren sei es auch notwendig, die zweite Meile zu gehen und Freud und Leid mit den Jugendlichen zu teilen, denn sie suchten Beziehungen und wollten ernst genommen werden.
An den Schluss seiner Ausführungen stellte er eine Aussage des evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer: „Mich bewegt unablässig die Frage, was Christus uns für die Zukunft zu sagen hat. Wir brauchen ein erneuertes Christentum, denn unsere Welt ist mündig geworden. In einer modernen Welt muss Religion vor allem ein Ziel haben. Wir müssen unsere Not und unser Leid teilen und damit auch das Leiden Gottes in einer gottlosen Welt. Wir brauchen vielmehr als eine Religion der frommen Worte, wir brauchen Glauben und in seinem Zentrum Jesus Christus. Wahres Christentum heisst, teile des anderen Schmerz.“
Über die Schweizerische Bibelgesellschaft
Die Schweizerische Bibelgesellschaft wurde am 26. November 1955 in Aarau als Nachfolgerin des Bundes der Schweizerischen Bibelgesellschaften gegründet. Heute zählt sie 45 Kollektivmitglieder; darunter evangelisch-reformierte Kantonalkirchen, die Christkatholische Kirche, evangelische Freikirchen, kantonale Bibelgesellschaften, und christliche Gemeinschaften und Werke in der Schweiz, mit denen sie die Verantwortung für die Verbreitung der Bibel teilt. Die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten ist seit 1982 Mitglied der Schweizerischen Bibelgesellschaft.
Die Schweizerische Bibelgesellschaft ist ein Kompetenzzentrum für die Bibel in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein. Sie unterstützt und fördert die Übersetzung, Herstellung und Verbreitung von Bibeln, Bibelteilen und biblischer Literatur im In-und Ausland. Sie engagiert sich mit über 146 im Weltbund der Bibelgesellschaften (United Bible Society) zusammengeschlossenen nationalen Bibelgesellschaften dafür, die Bibel in verständlichen, modernen und den Bedürfnissen angepassten Formen zu den Menschen zu bringen.