Die Mitgliederversammlungen der
nordamerikanischen, adventistischen Verlage „Review and Herald Publishing Association“ und „Pacific Press Publishing Association“ haben am 17. Juni nacheinander mit Zweidrittelmehrheit für eine Reorganisation gestimmt, die von der Gemeindezeitschrift „Adventist Review“ (AR) als „historisch“ bezeichnet wurde. Mit der Reorganisation hofften die Kirchenleiter die digitale Präsenz und die langfristige Rentabilität der Verlagsarbeit zu sichern. „Pacific Press“ ist mit diesen Beschlüssen zu einer Institution der Nordamerikanischen Kirchenleitung (NAD) geworden und hat weiterhin eine eigene Druckerei. „Review and Herald“ sei eine Institution der adventistischen Weltkirchenleitung (Generalkonferenz) und gebe die Druckerei auf.
Die „Review and Herald Publishing Association“ wurde 1849 in Rocky Hill, Conneticut von James White, dem Mitbegründer der Siebenten-Tags-Adventisten, gegründet. Das finanziell angeschlagene Verlagshaus werde laut AR die Druckerei in Hagerstown, Maryland, schliessen und im Verwaltungsgebäude der Weltkirchenleitung in Silver Spring, Maryland, Büros beziehen. Dort werde „Review and Herald“ weiterhin Bücher, Zeitschriften und Studienanleitungen zur Bibel etc. herstellen, aber ohne diese selbst zu drucken, sagte Delbert Baker, einer der neun Vizepräsidenten der Weltkirchenleitung. Grundstück, Gebäude und Arbeitsmittel von „Review and Herald“ sollen demnach verkauft werden. Der Erlös solle an „Pacific Press“ gehen, um deren Druckerei kostengünstig betreiben zu können sowie einen Mehrschichtbetrieb und die Entwicklung von e-books, Apps sowie andere Formen digitaler Medien zu ermöglichen. „Wir glauben, dass es eine grosse Zukunft für Medienprodukte gibt, aber nicht unbedingt für Druckerzeugnisse“, sagte Robert Lemon, Finanzchef der adventistischen Weltkirchenleitung.
Etliche Mitarbeiter von „Review and Herald“ könnten möglicherweise von „Pacific Press“ übernommen werden, ebenso der Druck einiger Produkte, wie Zeitschriften sowie von 30 bis 40 Buchtiteln pro Jahr, die „Review and Herald“ bis anhin in der eigenen Druckerei produziert habe.
Verändertes Leseverhalten
Das Leseverhalten habe sich in den letzten Jahren auch innerhalb der Kirche massiv verändert, weg von Druckerzeugnissen hin zu Websites, Blogs etc. Ein durchschnittliches adventistisches Buch werde in den USA in einer Auflage von 4’000 bis 5’000 Exemplaren verkauft, so Lemon.
Zahlen sprechen klare Sprache
Laut „Adventist Review“ hätten die adventistischen Leiter der Welt- als auch der Nordamerikanischen Kirchenleitung befürchtet, dass beide Verlagshäuser ohne diese Restrukturierung in Konkurs gegangen wären. Die Einnahmen bei „Review and Herald“ seien von 45,8 im Jahr 1985 auf 21,8 Millionen US-Dollar im Jahr 2013 gesunken. In der gleichen Zeit hätten die Vollzeitstellen von 315 auf 112 reduziert werden müssen. Bei „Pacific Press “ seien die Einnahmen in dieser Periode von 46,7 auf 17 Millionen US-Dollar gesunken und die Zahl der Vollzeitstellen von 210 auf 99.
Hinzu käme, dass bei „Review and Herald“ seit 2000 fast jedes Jahr Verluste zu verzeichnen gewesen seien. „Pacific Press“ habe hingegen in der gleichen Periode fast jedes Jahr Gewinne gemacht und gegenwärtig ein Kapital sowie Vermögenswerte im Rahmen von 25 Millionen US-Dollar.
Die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten unterhielt 2011 weltweit 62 Verlagshäuser, die 502 regelmässig erscheinende Zeitschriften sowie Literatur in 370 Sprachen und Dialekten herausgaben.