„Das Eintreten, die Interessenvertretung und Wirkungsweise ihrer Kirche beeindruckt mich sehr“, sagte Dr. Anselm Hennis, Direktor der Abteilungen nichtübertragbare und psychische Krankheiten der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation (PAHO), Regionalorganisation der WHO, an der „Zweiten Weltkonferenz über Gesundheit und Lebensstil“. An der vom 8. bis 11. Juli in den Räumen der Universität Genf von der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten organisierten Konferenz nehmen nebst Experten für Gesundheitsfragen der Kirche auch Mitarbeiter der PAHO, einer regionalen Organisation der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie 1.150 medizinisch interessierte Kirchenmitglieder teil. Es gehe vor allem um nichtübertragbare Krankheiten und welchen Beitrag präventive Lebensstilmassnahmen zu deren Eindämmung leisten könnten, schreibt Adventist News Network ANN.
Hennis habe aus zwei international anerkannten adventistischen Studien zitiert, welche zeigten, dass Vegetarier ein tieferes Risiko hätten, an nichtübertragbaren Krankheiten zu sterben, die vor allem durch schlechte Ernährung, Alkohol, Tabak und Bewegungsmangel hervorgerufen würden. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO gehören zur Gruppe der nichtübertragbaren Krankheiten „Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, chronische Atemwegserkrankungen und psychische Störungen“. Sie sind für „86 Prozent aller Todesfälle und 77 Prozent der Krankheitslast in der Europäischen Region der WHO verantwortlich“.
Einkommensgruppen mit niedrigem Einkommen haben schlechteste Gesundheit
Dr. Hennis malte ein düsteres Bild der globalen Gesundheitssituation. Sie verschlechtere sich vor allem bei niedrigen und mittleren Einkommensgruppen, welche besonders anfällig für nichtübertragbare Krankheiten seien. "Wir haben es mit einer auf allen Ebenen sich laufend ausbreitenden Epidemie zu tun", sagte Hennis.
Mexiko überholt die USA als Land mit den meisten übergewichtigen Menschen
Mexiko habe 2013 die USA als Nation mit den meisten übergewichtigen Menschen überholt, so Hennis. Es sei demnach kein Zufall, dass Mexikaner am meisten zuckerhaltige Getränke konsumierten, 163 Liter pro Person und Jahr, im Vergleich zu den USA mit 118 Litern. Die Regierung von Mexiko habe im Januar 2014 zwar eine achtprozentige Steuer auf „junk food“, meist Fast Food, erlassen sowie Softdrinks verteuert, was deren Konsumation um 5 Prozent reduzieren soll. Dies genüge laut Hennis aber immer noch nicht.
Die Panamerikanischen Gesundheitsorganisation (PAHO) habe vor drei Jahren mit den Adventisten eine Vereinbarung zur Zusammenarbeit getroffen. „Wir müssen von ihnen lernen, wie wir es besser schaffen, Leben zu verändern und Menschen eine gesündere, bessere Wahl treffen“, sagte der Mediziner.
„Adventist Health Study“
Vegetarier erkranken seltener an einem metabolischen Syndrom als Nichtvegetarier. Zu diesem Ergebnis kommt die zweite „Adventist Health Study“, die seit 2002 vom Fachbereich „Public Health“ (Gesundheitswesen) der Loma Linda Universität der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Südkalifornien/USA durchgeführt wird. Die Auswertung wurde im Fachjournal „Diabetes Care“ (2011, 10.2337/dc10-1221) veröffentlicht und in den Online-Ausgaben vom „Deutschen Ärzteblatt“ und dem „Focus“-Magazin kommentiert.
Das metabolische Syndrom ist hauptsächlich ein Krankheitsbild der Industriestaaten und entwickelt sich aus einem westlichen Lebensstil, charakterisiert durch zu kalorienreiche Ernährung und einen Mangel an körperlicher Bewegung. Es gilt als der entscheidende Risikofaktor für koronare Herzkrankheiten. Die vier Faktoren des sogenannten „tödlichen Quartetts“ sind Übergewicht, Bluthochdruck, veränderte Blutfettwerte und Insulinresistenz. Wie die Studie der Loma Linda Universität zeigt, haben Vegetarier ein um 36 Prozent geringeres Risiko als Nichtvegetarier, ein metabolisches Syndrom zu entwickeln.
An der Studie nahmen 773 Erwachsene mit einem Durchschnittsalter von 60 Jahren teil, die nach dem Zufallsprinzip aus 100.000 Siebenten-Tags-Adventisten in den USA und Kanada ausgewählt wurden.