Karte des Weltverfolgungsindexes 2025 | www.weltverfolgungsindex.de. © Pressekit Open Doors 2025

Hilfswerk Open Doors veröffentlicht Weltverfolgungsindex 2025

Kelkheim/Deutschland und Romanel/Schweiz | 16.01.2025 | APD | Religionsfreiheit

Gewalt und Restriktionen gegen Christen haben im vergangenen Jahr weltweit zugenommen und drängen sie immer stärker in den Untergrund. Das geht aus dem neuen Weltverfolgungsindex hervor, den das Hilfswerk Open Doors am 15. Januar veröffentlicht hat: https://www.opendoors.ch/index/

Autokratische Systeme als Treiber der Verfolgung
Wer in Nordkorea als Christ entdeckt wird, müsse um sein Leben fürchten, mindestens aber mit der Einweisung in eines der berüchtigten Straflager rechnen. Dort seien Folter und missbräuchliche Gewalt in jeglicher Form an der Tagesordnung, wobei Christen Berichten zufolge oft zusätzliche Härten erleiden würden, heisst es in einer Pressemitteilung von Open Doors. Christen gelten wegen ihres Glaubens als Staatsfeinde. Die wenigen erfolgreichen Fluchtversuche aus Nordkorea über die Grenze nach China endeten häufig mit der Deportation der Geflüchteten durch chinesische Grenzbeamte. Das sei ein Verstoss gegen internationale Verpflichtungen und Menschenrechte. In China gerieten Christen immer stärker unter den Druck des offiziell atheistischen Staates mit seinen strikten ideologischen Vorgaben und engmaschiger Überwachung. Die dabei eingesetzte Technik werde auch nach Nordkorea und zahlreiche weitere Länder exportiert. Die Zeiten, als nichtregistrierte „Hauskirchen“ sich in China an öffentlichen Orten wie in Hotels oder Bürogebäuden versammeln konnten – oftmals zu mehreren Hundert – wären vorbei.

Auch die Lage der Christen in der Türkei habe sich verschlechtert. Unter der Herrschaft von Präsident Erdogan sei ein religiöser Nationalismus zu einer prägenden Kraft innerhalb der islamischen Gesellschaft geworden. Christen und christliche Kirchen wären immer wieder verbaler und auch tätlicher Gewalt ausgesetzt. Im aktuellen Berichtszeitraum wurden dort laut Open Doors zwei Christen getötet.

Rangliste der Länder, in denen Christen am härtesten verfolgt werden
Die ersten zehn Länder laut Weltverfolgungsindex sind:

1. Nordkorea
2. Somalia
3. Jemen
4. Libyen
5. Sudan
6. Eritrea
7. Nigeria
8. Pakistan
9. Iran
10. Afghanistan

Das bevölkerungsreichste Land Indien belegt wie im Vorjahr Rang 11, China hat sich von Rang 19 auf 15 verschlechtert.

Weltverfolgungsindex (WVI) 2025 – Zahlen und Hintergründe
• 4.476 Christen weltweit wurden in Zusammenhang mit der Ausübung ihres Glaubens getötet (WVI 2024: 4.998). Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen.
• Der Angriffe auf Häuser von Christen nahmen von 21.431 (2024) auf 28.368 erneut deutlich zu.
• 16 Millionen Christen in Subsahara-Afrika wurden aufgrund von Gewalt und Konflikten gewaltsam vertrieben (WVI 2024: 16,2 Millionen.).
• 380 Millionen Christen weltweit sind wegen ihres Glaubens mindestens in hohem Masse Verfolgung und Diskriminierung ausgesetzt (WVI 2024 365 Millionen).

Der Weltverfolgungsindex listet die 50 Länder auf, in denen Christen weltweit am härtesten wegen ihres Glaubens verfolgt und diskriminiert werden und deckt in seiner aktuellen Ausgabe den Berichtszeitraum vom 01.10.2023 bis zum 30.09.2024 ab. Die deutlichste Verschlechterung ihrer Lage erlitten die Christen im zentralasiatischen Kirgisistan. Zu den grössten globalen Herausforderungen für Christen zähle wie schon im Vorjahr das hohe Mass tödlicher Gewalt in weiten Teilen des afrikanischen Kontinents. Die Entwicklung habe sich fortgesetzt und mit dem Tschad auch das zweite Land erfasst, dass neben Kirgisistan neu auf dem Index ist.

Wie definiert Open Doors „Verfolgung“?
Open Doors schreibt zur Frage, was Verfolgung ist: «Der Begriff „Verfolgung“ wird international vor allem im Flüchtlingsrecht verwendet. Eine Legaldefinition existiert nicht. Es ist nicht möglich, die einzelnen Abstufungen von Verfolgung beziehungsweise Diskriminierung trennscharf zu definieren. Selbst im Handbuch des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR von 2011, an das sich Open Doors anlehnt, heißt es unter Abschnitt 51: „Es gibt keine allgemein gültige Definition von ,Verfolgung‘; verschiedene Bemühungen um eine Definition des Begriffs ,Verfolgung‘ waren wenig erfolgreich.“ Das UNHCR verweist darauf, dass „eine Bedrohung des Lebens oder der Freiheit aufgrund von Ethnie, Religion, Nationalität [...] gemäß Artikel 33 der Flüchtlingskonvention in jedem Fall als Verfolgung zu werten ist“.

Open Doors folgt deshalb einem weiten Verständnis des Begriffs „Verfolgung“, das verschiedene Formen von Diskriminierung einschliesst. Für die Verwendung dieser Definition ist aus Sicht von Open Doors noch eine andere Fragestellung wesentlich: Wie empfinden verfolgte Christen das, was ihnen widerfährt? Wenn sie permanent ausgegrenzt werden, Morddrohungen erhalten oder befürchten müssen, getötet zu werden, sobald ihre Konversion zum christlichen Glauben bekannt wird? Wenn jemand wegen seines Glaubens keine Arbeit findet, keine Ausbildung erhält oder den Dorfbrunnen nicht benutzen darf? Sind das nur verschiedene Formen von schwerer Diskriminierung oder sogar schon leichte oder mittelschwere Verfolgung? Und welche Konsequenzen würden aus einer solchen Unterscheidung folgen?

Einigkeit herrscht darin, dass „Verfolgung“ nicht nur bei konkreter Gefahr für Leib und Leben gegeben ist. Definitionselemente sind etwa, dass Verfolgung 1) von Personen ausgehen muss; 2) diskriminierend ist; 3) einen gewissen Grad an Schwere aufweist und 4) einen gewissen Grad von Dauer aufweist.»

Weitere Informationen unter:
https://www.opendoors.de/christenverfolgung/weltverfolgungsindex

Zeichen der Hoffnung
Markus Rode, Leiter von Open Doors Deutschland, sieht trotz deutlich zunehmender Verfolgung auch Zeichen der Hoffnung. „Ich bin dankbar, dass Millionen verfolgter Christen ihren Glauben nicht aufgeben oder verleugnen, auch wenn bereits viele Christen in westliche Länder geflohen sind.“ Laut Rode fänden parallel immer mehr Hindus, Muslime und Buddhisten neue Hoffnung im christlichen Glauben, auch wenn sie deshalb massiv von ihren eigenen Familien, religiösen Extremisten und autokratischen Regierungen verfolgt würden. „Ich wünschte mir ‒ und hier spreche ich für Millionen verfolgter Christen –, dass auch die freie Presse und demokratische Regierungen ihre Stimme für sie erheben und auf das Unrecht aufmerksam machen. Das kommt leider noch viel zu selten vor, könnte jedoch wesentlich zu ihrem Schutz beitragen“, betonte Rode.

Der Weltverfolgungsindex
Die internationale christliche Hilfsorganisation „Open Doors“ setzt sich in über 70 Ländern durch Hilfsprojekte für verfolgte Christen ein und untersucht jedes Jahr das Ausmass an Gewalt, staatlicher Unterdrückung sowie gesellschaftlicher und behördlicher Feindseligkeit gegenüber Christen in rund 100 Ländern. Die Daten dafür liefern betroffene kirchliche Netzwerke, regionale Menschenrechtsanwälte, Analysten sowie Experten von „Open Doors“ International. Die Einhaltung der Methodik des Weltverfolgungsindex werde durch das Internationale Institut für Religionsfreiheit geprüft und zertifiziert.

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