Reformierte, katholische und Freikirchen besuchende Christen gehörten zu den drei grössten christlichen Strömungen in der Schweiz. Zusammen mit den orthodoxen Christen würden diese Konfessionen weltweit am stärksten verfolgt, schreibt in einer Medienmitteilung das christliche Hilfswerk Open Doors, das sich in 50 Ländern für benachteiligte oder verfolgte Christen mittels Nothilfe und Zufluchtszentren einsetzt.
Zu Weihnachten rufen drei Schweizer Kirchenvertreter zu Solidarität mit verfolgten Christen auf.
Politische oder ökonomische Herrschaftsansprüche als Grund für Verfolgung
„Gerne werden die Gründe von Konflikten verschleiert“, erläutert Heinz Bichsel, Leiter der Fachstelle OeME-Migration (Oekumene, Mission, Entwicklungszusammenarbeit), der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn. Die Weihnachtsgeschichte der Bibel sei diesbezüglich transparent und thematisiere den Kindermord des Herodes oder die Erstellung von Steuerlisten. Sie spreche an, wie Okkupation und römische Machtpolitik das Leben der Bevölkerung und des schutzlosen Kindes bedroht hätten.
Hinter der Vertreibung und Verdrängung von Menschen stehe meist machtpolitisches Kalkül, so Bichsel. „Oft stehen dahinter ganz profane politische oder ökonomische Herrschaftsansprüche, der Kampf um den Zugang zu Ressourcen wie Öl, Wasser und fruchtbares Land oder der Versuch, soziale Konflikte durch Vertreibung von Minderheiten zu lösen.“ Machtpolitik benutze gerne Religionen, um ihre Ansprüche zu rechtfertigen, bestehende Konflikte anzuheizen und Massen zu bewegen, sagte der Leiter der Fachstelle OeME-Migration.
Solidarität mit christlichen Minderheiten beginne mit der konkreten Unterstützung von Flüchtenden oder jener, die bei uns Schutz suchten. Als Beispiel führt Bichsel eine Weihnachtsfeier mit Asylsuchenden eines Durchgangszentrums an. Solidarität meine auch „in internationale Beziehungen und Zusammenarbeit zu investieren sowie die Auslöser der Vertreibung anzugehen.“ Weiter sei laut Bichsel von den Kirchen ein entschiedener Einsatz für das Menschenrecht Religionsfreiheit gefragt, die Solidarisierung mit allen religiösen Minderheiten, welche durch Vorurteile und Schuldzuweisungen bedroht seien.
Ereignisse im Irak und Syrien überschatten Advent und Weihnachtsfest
Ein Ende von Vertreibung, Folter und Mord wünsche sich auch Walter Müller, Mediensprecher der Schweizerischen Bischofskonferenz, schreibt Open Doors. „Die gegenwärtigen Ereignisse im Irak und Syrien überschatten den Advent und das Weihnachtsfest“, sagte Müller. Angesichts von Tod, Angst und Elend, denen die vertriebenen und bedrohten christlichen und anderen Minderheiten ausgesetzt seien, gelte es, jede mögliche Hilfe und Unterstützung zu leisten. Dies könne durch das Gebet geschehen, mittels Gaben an Hilfswerke, die Aufnahme von Flüchtlingen oder durch staatliche Interventionen.
Wo Jesus geboren wurde, werden heute seine Nachfolger unterdrückt
Dass in der Region, wo die Geschichte des christlichen Glaubens begonnen habe, heute enormer Druck herrsche, stimme ihn traurig, sagte Marc Jost, Generalsekretär der Schweizerischen Evangelischen Allianz. „Gleichzeitig bedeutet Weihnachten auch Hoffnung“, erläuterte Jost. So hätten verschiedentlich Verfolgte mit christlicher Nächstenliebe ihre Peiniger zum Umdenken bewegen können. Das wünsche er sich vom Fest des Friedens.
In der Schweiz könne man sich für Verfolgte im Gebet, über Online-Petitionen oder im direkten Kontakt mit Verantwortungsträgern für sie einsetzen. „Dort wo Christen verfolgt werden, werden in der Regel auch andere Minderheiten unterdrückt und Menschenrechte generell mit Füssen getreten. Das soll unsere Regierung wissen und sich nach ihren Möglichkeiten einsetzen“, forderte Jost.