Zum 70. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs und zum 60. Jahrestag des Beitritts Deutschlands zur NATO haben der Friedensbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Renke Brahms, die Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK) und die Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) zu einer entschiedenen militärischen Abrüstung und zur Stärkung des zivilen Friedensengagements aufgerufen. Die Konsequenz aus diesen Jahrestagen könne nur heissen: „Entrüstet Euch!“
Angesichts der mehr als 60 Millionen Opfer des Zweiten Weltkriegs, die gerade für Deutschland eine besondere Verantwortung bedeuten würden, aber auch einer aktuell zu beobachtenden Aufrüstung und wachsenden Militarisierung sei ein entschiedenes Engagement für gerechten Frieden nötig, heisst es in dem gemeinsamen Aufruf der evangelischen Friedensarbeit und des EKD-Friedensbeauftragten. Dabei kritisieren die Unterzeichner, neben Renke Brahms auch der AGDF-Vorsitzende Horst Scheffler und der EAK-Bundesvorsitzende Dr. Christoph Münchow, die Rüstungsproduktion wie auch die Rüstungsexporte Deutschlands. Wichtiger sei, in die Friedensbildung und in den Aufbau friedenspolitischer Strukturen im In- und Ausland zu investieren.
Der EKD-Friedensbeauftragte wie auch AGDF und EAK fordern von Bundesregierung und Bundestag eine politische Umkehr. Dazu gehört ihrer Auffassung nach ein entschiedener Einsatz für Abrüstung auch mit der Bereitschaft zu einseitigen Schritten, keine Erhöhung des Bundeswehretats, stattdessen eine deutliche Mittelaufstockung für zivile Konfliktbearbeitung, Friedensbildung, soziale Aufgaben und den Umweltschutz. Weitere Forderungen der evangelischen Friedensarbeit an die deutsche Politik sind effektive Schritte hin zu einer atomaren Abrüstung innerhalb und ausserhalb der NATO, keine weiteren Genehmigungen von Rüstungsexporten in sogenannte Drittstaaten oder den Export von Kleinwaffen, ausserdem den weiteren Auf- und Ausbau von Versöhnungsprojekten, die deutliche Erhöhung des humanitären Engagements in der Flüchtlingsaufnahme sowie eine aktive Entwicklungspolitik in Krisen- und Kriegsgebieten.
Friedenssicherung bleibe auch 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs der vorrangige politische Auftrag der Staatengemeinschaft, betonen der EKD-Friedensbeauftragte Renke Brahms wie auch AGDF und EAK. Mit den Vereinten Nationen, dem Internationalen Gerichtshof, der Menschenrechtskommission und zahlreichen internationalen Verträgen zur Waffenächtung gebe es zahlreiche Friedensinstrumente, die einen Krieg als Mittel zur Lösung von Konflikten überflüssig machen würden. „Als Christinnen und Christen stehen wir für diesen Weg ein“, heisst es in dem gemeinsamen Aufruf, der von 20 Vertretern aus Landeskirchen, Freikirchen und Friedensorganisationen mit unterzeichnet wurde.