Ein Zeichen des Friedens setzten etwa 1.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim Deutschen Evangelischen Kirchentag in Stuttgart am Kirchentagssamstag um 5 vor 12 Uhr mit einer rund viertelstündigen Menschenkette quer durch die Innenstadt. Sie reichte vom „Zentrum Frieden“ an der Friedenskirche bis zum Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus auf dem Stauffenbergplatz in der Innenstadt.
In die Kette reihten sich auch die frühere EKD-Ratsvorsitzende und jetzige Botschafterin der EKD für das Luther-Jubiläum, Margot Kässmann, der Friedensbeauftragte des Rates der EKD und leitende Geistliche der Bremischen Evangelischen Kirche, Renke Brahms, sowie der badische Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh ein.
„Wir wollten mit dieser Menschenkette ein Zeichen des Friedens gegen die in Stuttgart ansässigen US-Kommandozentralen AFRICOM und EUCOM setzen. Denn von Stuttgart geht Krieg aus“, erläuterte Paul Russmann von „Ohne Rüstung leben“, einer der Organisatoren der Friedenskette. Das AFRICOM in Stuttgart-Möhringen steuere alle militärischen Einsätze der USA in Afrika. Hier würden auch die Todeslisten für den Einsatz von Kampfdrohnen erstellt. Das EUCOM in Stuttgart-Vaihingen befehlige die US-Atomwaffen in Europa. Ausserdem habe es beispielsweise die Angriffe gegen den Irak, Serbien und Libyen sowie das Militärmanöver „Rapid Trident“ in der Ukraine koordiniert.
Drei Forderungen erhoben die Teilnehmer der Menschenkette in Stuttgart. „Wir treten für ein Ende des Einsatzes von Kampfdrohnen ein, die von hier aus befehligt werden, wir fordern den Abzug der US-Atomwaffen aus Europa und die Schliessung der beiden US-Kommandozentralen hier in Stuttgart“, verdeutlichte der Sprecher von „Ohne Rüstung leben“. Renke Brahms, der EKD-Friedensbeauftragte, meinte: „Es ist an der Zeit, dass wir wieder für den Frieden auf die Strasse gehen.“
Zu der Menschenkette für den Frieden hatten zahlreiche christliche Friedensorganisationen, darunter das Friedenspfarramt der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, die Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF), die Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK), das Friedensnetz Baden-Württemberg, die „AnStifter“, die DFG-VK sowie die Stuttgarter Kreisverbände der SPD, der Jusos und der Linken, aufgerufen.
Themenstand „Gewalt überwinden – Frieden schaffen“
Gemeinsam informierten auf dem „Markt der Möglichkeiten“ beim Deutschen Evangelischen Kirchentag in Stuttgart die AGDF, die EAK sowie die Konferenz für Friedensarbeit im Raum der EKD die Kirchentagsbesucher über ihre Arbeit und standen für Fragen und Gespräche zur Verfügung.
Dabei schauten auch prominente Kirchentagsbesucher am Stand im Themenbereich „Gewalt überwinden – Frieden schaffen“ in der Zelthalle 8 vorbei. Dazu gehörten die frühere EKD-Ratsvorsitzende Margot Kässmann, der Friedensbeauftragte des Rates der EKD, Renke Brahms, der EKD-Militärbischof Sigurd Rink, die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer, die Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentages, Ellen Ueberschär, die Vorsitzende des Unterausschusses für Zivile Krisenprävention, Konfliktbearbeitung und vernetztes Handeln, die Bundestagsabgeordnete Franziska Brantner, sowie der Staatssekretär im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Ralf Kleindiek. Selbst der Parlamentarische Staatssekretär bei der Bundesministerin der Verteidigung, Markus Grübel, liess sich von der EAK-Referentin Jasmin Schwarz über ihre Erfahrungen mit Kriegsdienstverweigerungen von Zeit- und Berufssoldaten informieren.
„Es gibt gute Gründe, wachsam zu bleiben“
Bei seiner Bibelarbeit im „Zentrum Frieden“ zu Matthäus 25,1-3, dem Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen, betonte der EKD-Friedensbeauftragte Renke Brahms, es sei gut, angesichts von Krieg, Verfolgung und Terror in der Welt, dem Rat Jesu zu folgen und wachsam zu bleiben. „Denn wir dürfen uns nicht an Krieg und Terror gewöhnen, auch nicht daran, dass weiter aufgerüstet wird und Waffen aus unserem Land in Spannungsgebiete exportiert werden.“ Tragbar sei auch nicht, dass militärische Optionen vermehrt ins Spiel gebracht würden und die Alternativen ins Hintertreffen gerieten. Der Friedensbeauftragte warnte, Feindbilder zu pflegen, denn „in allen Konflikten dieser Erde gibt es Versöhnung und Frieden, Neuanfänge und Hoffnung“.