ADRA Schweiz hilft bei Sanierung des 200-jährigen Bergbauernhauses © Foto: APD

Zeit- statt Geldspende - 37 Freiwillige renovieren Bergbauernhaus

Röthenbach/Schweiz | 21.08.2015 | APD | ADRA (Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe)

Das Hilfswerk ADRA Schweiz (Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe) hat vom 10. bis 21. August 2015 mit gesamthaft 37 Freiwilligen aus der deutsch- und französischsprachigen Schweiz in Röthenbach, Emmental/BE, einer Bergbauernfamilie bei der Haussanierung geholfen. Das über 200-jährige Bauernhaus liegt auf 980 m. ü. M. Die Sanierungsarbeiten sollen Mitte September fertiggestellt sein.

Fachleute leiten „Handlanger“ an
„Die Freiwilligen sind sehr motiviert,“ sagte Rudolf Wüthrich, Bauführer der Zimmerei Hirschi, Trub, welche die Sanierung leitet. „Es herrscht auf der Baustelle ein sehr gutes Arbeitsklima“. Mit Freiwilligen zu arbeiten, bedürfe einer guten Planung der Arbeiten sowie Flexibilität, so Wüthrich.

Die Freiwilligen, teilweise selbst Baufachleute, haben bei Aussenarbeiten und beim Innenausbau der Wohnung im Erd- und Obergeschoss geholfen, deren Raumhöhe erweitert wurde. Es wurde auch eine Einliegewohnung erstellt, in welcher die Bauernfamilie in Zukunft Personen unterbringen will, die aus dem Tritt geraten sind und die auf dem Hof mitarbeiten wollen.

Freiwillige schreinert Balkonverzierung © Foto: APD

Unter Anleitung des Bauführers wurden in den zwei Freiwilligenwochen Wände isoliert, Fermacellplatten als Wandverkleidungen montiert und verputzt, Fliesen in Badezimmer und Küche gelegt, Sickerleitungen im Hang vor dem Haus verlegt, ein Baum gefällt und die entsprechenden Umgebungsarbeiten ausgeführt. Im Weiteren wurden verzierte Balkonverkleidungen aus Holz geschreinert, alte Holzwände geschliffen, Decken getäfert und Brennholz für die Heizung aufgeschichtet. Ein pensionierter Bauer hat an den landwirtschaftlichen Fahrzeugen und Maschinen Service- und Instandstellungsarbeiten ausgeführt.

Berufsgruppen der Freiwilligen
Da für die meisten Arbeiten unter den Freiwilligen Fachleute zur Verfügung stünden, seien auch „Handlanger“ willkommen, die von den Spezialisten eingewiesen und meist in kleinen Gruppen begleitet würden, sagte Monika Stirnimann, zuständig für ADRA Projekte in der Schweiz. Die Hilfeleistenden im Alter von 25 bis 70 Jahren sind in ihrem Berufsleben Elektriker, Krankenschwester, Buchhalterin, Sportlehrerin, Schneiderin, Hausfrau, Ofenbauer und Dachdecker etc.

Freiwilliger bei Umgebungsarbeiten nach dem Verlegen der Sickerleitungen © Foto: APD

Unterkunft und Verpflegung
Nach Angaben von Monika Stirnimann wurden die Freiwilligen in einem Gruppenhaus in Hasli bei Signau untergebracht, in dem es Einzel- und Doppelzimmer sowie Massenlager habe. Zwei Freiwillige würden dort kochen. Am Mittag lieferten sie das warme Essen auf die Baustelle und am Abend werde in der Unterkunft getafelt.

Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete
Die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete SAB, ein politische Lobbyorganisation, schlage in Zusammenarbeit mit der Koordinationsstelle für Arbeitseinsätze im Berggebiet (KAB), dem Hilfswerk ADRA Schweiz jährlich zwei bis drei Projekte für eine Freiwilligenwoche bei einer Bergbauernfamilie vor, sagte Fabian Bucher, Leiter KAB. Dadurch soll die wirtschaftliche oder Wohnsituation der Bauernfamilie mittels baulicher Massnahmen während der Freiwilligenwoche massiv verbessert werden. ADRA entscheide sich aus der Auswahl jährlich für ein Projekt und habe dadurch auch Gewähr, dass vom Freiwilligeneinsatz Bergbauernfamilien profitierten, die den strengen SAB-Auswahlkriterien entsprächen. Meist ermögliche der Freiwilligeneinsatz den Familien bei Neu- oder Umbauten den Eigenleistungsanteil massiv zu erhöhen.

Missgunst
Er habe es auch schon erlebt, dass es in der Umgebung eines Freiwilligeneinsatzes „böses Blut“ gebe, so Bucher. Andere Bauern sähen, dass einem Landwirt mit einem Freiwilligeneinsatz geholfen werde, ihnen aber nicht. Er wolle klarstellen, so Bucher gegenüber APD, dass ein Bauer, dem geholfen werden soll, zuerst einen Antrag stellen müsse. Ohne Antrag laufe gar nichts. Darin gehe es unter anderem auch um Transparenz zu den finanziellen und betrieblichen Verhältnissen. Nur wenn die Angaben dem Raster der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Berggebiete entsprächen, käme der Bauer in die Auswahl. Ob ihm geholfen werde, entscheide dann aber die Einsatzorganisation, wie im aktuellen Fall ADRA Schweiz.

Projektkosten der Freiwilligenwoche
Das Hilfswerk führe die Freiwilligenwoche seit 22 Jahren durch und müsse rund 5.000 Franken pro Einsatzwoche aufwenden, vorwiegend für Verpflegung, Reise und Unterkunft der Freiwilligen, so Monika Stirnimann. Die Einsätze seien deshalb so kostengünstig, weil die Freiwilligen ihre Zeit zur Verfügung stellten und die Bauern die meisten Arbeitsgeräte sowie die Baumaterialien. ADRA versichere die Freiwilligen während dem Einsatz.

ADRA Schweiz ist Partner-Hilfswerk der Glückskette
Die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA (Adventist Development and Relief Agency) ist die weltweite Hilfsorganisation der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten im Bereich der humanitären Hilfe und der Entwicklungszusammenarbeit. ADRA unterhält ein Netzwerk mit rund 130 regionalen und nationalen Landesbüros und gewährt Hilfe unabhängig von politischer und religiöser Anschauung oder ethnischer Herkunft.

ADRA Schweiz (www.adra.ch) ist ein im Handelsregister eingetragener Verein und geniesst Steuerfreiheit. Das Hilfswerk wurde 2013 von der schweizerischen Fachstelle für Spenden sammelnde, gemeinnützige Institutionen (ZEWO) für weitere fünf Jahre zertifiziert. Das ZEWO-Gütesiegel steht für den zweckbestimmten und transparenten Umgang mit Spenden. ADRA Schweiz zählt zu den Partner-Hilfswerken der Schweizer Glückskette: http://www.glueckskette.ch

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