Hinsichtlich des bevorstehenden Reformationsjubiläums 2017 erinnern die beiden Kirchenleiter der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland an Martin Luther, der auch für Mitglieder der Freikirche ein Vorbild sei.
Lizenz zum Selberdenken
„Ein Mensch beweist Standhaftigkeit“, schreiben die Präsidenten des Nord- und Süddeutschen Verbandes, die Pastoren Johannes Naether (Hannover) und Werner Dullinger (Ostfildern bei Stuttgart), in der Juni-Ausgabe der Kirchenzeitschrift „Adventisten heute“ über den Reformator Martin Luther. Solche Persönlichkeiten seien auch heute gefragt: „Menschen, die eine Überzeugung haben und Widerstände aushalten können.“ Der Thesenanschlag am 31. Oktober 1517 an die Schlosskirche zu Wittenberg und Luthers Auftritt 1521 in Worms vor Kaiser und Fürsten wären eine „Lizenz zum Selberdenken“ gewesen. Auch wenn der Reformator nicht die Absicht einer Kirchenspaltung verfolgt habe, hätte seine Standhaftigkeit etwas in Bewegung gesetzt: „Eine Zentralmacht verliert ihr Monopol über die Christen, Menschen werden aufgefordert, ihrem eigenen Gewissen zu folgen.“ Künftig sollte jeder selbst sich über seine Beziehung zu Gott klar werden.
„Hier stehe ich, ich kann nicht anders“
Als Luther im April 1521 in Worms vor Kaiser Karl V. erschien und zum Widerruf seiner Schriften aufgefordert wurde, habe sein „Hier stehe ich, ich kann nicht anders. Gott helfe mir“, die folgenschwersten Veränderungen in der europäischen Geschichte bewirkt, so Naether und Dullinger. Nicht kirchliche Tradition, sondern die Heilige Schrift und „klare Vernunftgründe“ sollten in Glaubensdingen massgebend sein. Das bedeute, „Gott befreit zum Denken – ein ‚Hier stehe ich‘ entsteht als Folge eines emanzipierten und selbstverantwortlichen Glaubens“. Damit könne auch ein Adventist in der heutigen Zeit bei den Menschen anknüpfen und er brauche keine Scheu vor Fragen haben. Auch die Gründer der Freikirche hätten sich von diesem „Hier stehe ich!“ leiten lassen und eine grosse Enttäuschung sowie Widerstand ausgehalten.
Beginn am 29. Oktober 2016
Dieses „Hier stehe ich!“ stelle die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland als Überschrift über ein Jubiläumsjahr, das sie bereits am 29. Oktober 2016 beginnen werde, informierten die Pastoren Johannes Naether und Werner Dullinger. An diesem Samstag, dem biblischen Ruhetag (Sabbat), sei in der Adventgemeinde Wittenberg ein Live-Gottesdienst geplant, der beim adventistischen Fernsehsender „Hope Channel“ und per Übertragung auch in deutschsprachigen Adventgemeinden verfolgt werden könne. Der Advent-Verlag Lüneburg werde zum Thema „Adventisten und die Reformation“ ein Buch herausgeben und weitere Publikationen darüber veröffentlichen. Auch „Hope Channel“ Fernsehen und Radio würden unterschiedliche Sendeformate produzieren, die auch Ortsgemeinden für ihre Aktivitäten einsetzen könnten. Ausserdem sei Anfang Juli 2017 die adventistische Weltkirchenleitung in Deutschland zu Gast und werde einige historische Orte der Reformation aufsuchen. Abgeschlossen werde dieser Besuch mit einem Gottesdienst, dessen Ausstrahlung ebenfalls live auf dem „Hope Channel“ erfolge.