Zur Hilfe für Flüchtlinge haben die christlichen Kirchen beim zentralen Ökumenischen Gottesdienst des Katholikentags in Leipzig aufgerufen.
Zu Nächsten derer werden, die in Not sind
Der Magdeburger römisch-katholische Bischof Gerhard Feige betonte in seiner Predigt, die Forderung Jesu nach Nächstenliebe beziehe sich nicht nur auf Familie, Nachbarn oder das direkte Umfeld. Wer Not, Hunger oder Gewalt erleide, müsse für jeden Christen der Nächste sein. Feige zitierte Papst Franziskus mit den Worten „Die Leiden des Menschen zu ignorieren, heisst Gott zu ignorieren“. Der Bischof betonte: „Schauen wir genau hin und handeln wir so, dass wir zu Nächsten derer werden, die in Not sind. Und tun wir das gemeinsam – über alle konfessionellen Grenzen hinweg, um Gottes und der Menschen willen.“
Das christliche Abendland zu beschwören reicht nicht
Die Bischöfin der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland, Rosemarie Wenner, kritisierte: „Wenn Menschen bei Kundgebungen von Pegida oder Legida das christliche Abendland beschwören, wollen sie sicherstellen, dass es ihnen und ihresgleichen hier und heute gut geht.“ Doch die Frage, was in Gottes Augen wichtig sei, spiele dabei keine Rolle. Wem es wirklich um die jüdisch-christliche Tradition gehe, stelle nicht die Frage: „Was steht mir zu?“, sondern: „Was verbindet mich mit Gott, heute und in Zukunft?“ Die Antwort wäre uralt: „Den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deiner Kraft und all deinen Gedanken“. Darauf komme es an. Und: „Den Nächsten lieben wie dich selbst“. So werde das Ewige in das Zeitliche hineingenommen. „Die Liebe weist uns zu dem Menschen, der gerade jetzt einen Mitmenschen braucht.“ Wenner betonte: „Ich sehe den Mitmenschen nicht als einen Fall oder gar als das Problem. Ich sehe jemanden, der Mensch ist wie ich. Gottes geliebtes Geschöpf.“ In einer Zeit, in der viele Menschen tausend Gründe sähen, an denen vorbei zu gehen, die auf einen Mitmenschen angewiesen seien, brauche Gott Menschen, die anders denken und handeln.
Unter dem Motto „Seht, geht und handelt“ nahmen rund 1.500 Christen an dem zentralen Ökumenischen Gottesdienst im Nikolaikirchhof in Leipzig teil. Auch der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, und der Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, gehörten dazu.
Mit einer Tauferinnerung und dem Anzünden der Osterkerze betonten der griechisch-orthodoxe Metropolit Augoustinos und der Erzbischof der Syrisch-Orthodoxen Kirche in Deutschland, Julius Hanna Aydin, die weltweite Gemeinschaft der Christen und die Verbundenheit mit Jesus Christus. Verbundenheit und Gemeinschaft symbolisierte auch die Menschenkette, welche die Gottesdienstbesucher während des gemeinsam gesprochenen „Vater Unser“ bildeten.