Auf das Motto „Unter einem Dach: Gemeinsam Glauben leben“ des G´Camp 2016 der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten vom 2. bis 7. August in Friedensau bei Magdeburg ging der frühere Präsident der weltweiten Freikirche, Pastor i. R. Dr. Jan Paulsen, in seiner Predigt im Gottesdienst am Samstag ein. Adventisten müssten am „Puls der Zeit“ bleiben, um mit ihrer Botschaft verstanden zu werden.
Bedürfnisse ernst nehmen um selbst ernst genommen zu werden
Paulsen, der von 1999 bis 2010 Präsident der Weltkirchenleitung (Generalkonferenz) der Adventisten war, machte deutlich, dass Christen in der Zeit zwischen der Erlösung der Menschheit durch Jesu Tod am Kreuz von Golgatha und seiner Wiederkunft lebten. Wenn Christen sich daher als „erlöst“ betrachteten, müsse das auch in ihrem Leben sichtbar werden. Da jeder Mensch seine eigenen Herausforderungen kenne, gab er den Rat: „Halte dich an das Gute und bringe dein Leben in Ordnung“. Wenn jemand behauptet „erlöst“ zu sein, gelte das auch für das Verhältnis der Christen untereinander in der Kirchengemeinde. Es müsse von Freundlichkeit, Nachsichtigkeit und Vergebungsbereitschaft geprägt sein, um die Einheit in einer Gemeinde zu bewahren. Das bedeute allerdings nicht zu allem Ja zu sagen. „Wir müssen nicht in jedem Detail übereinstimmen, wir sollten aber durch das Band der Liebe, das Spannungen heilt, vereint sein“, so der frühere Kirchenleiter. Christen sollten auch zu anderen gehen, um ihnen die Botschaft des Evangeliums mitzuteilen. Doch dabei gelte es am „Puls der Zeit“ zu bleiben, um zu wissen, was Menschen interessiert. „Nur wenn wir wirklich die Bedürfnisse der Mitmenschen ernst nehmen und uns um die Nöte kümmern, werden wir als Christen selbst ernst genommen und unsere Ortsgemeinden bekannt.“
Paulsen, der aus Norwegen stammt, sprach auf Englisch und wurde von Pastor Matthias Müller, Abteilungsleiter für Gemeindeaufbau der Siebenten-Tags-Adventisten in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, übersetzt. Eine Übersetzung in Gebärdensprache gab es auch für eine Gruppe Hörgeschädigter.
Als Kirchenpräsident offen für junge Leute
Jan Paulsen ist mit Ehefrau Kari seit fast 60 Jahren verheiratet. Sie haben eine Tochter und einen Sohn sowie drei Enkelkinder. Während seiner Zeit als Präsident hatte der oberste Leiter der weltweiten Adventisten unter dem Namen „Let’s Talk“ (Lasst uns miteinander reden) Hunderte junger Leute auf allen Kontinenten eingeladen, mit ihm vor laufenden Kameras über Themen und Fragen zu reden, die ihnen wichtig waren. Als Generalkonferenzpräsident ging es ihm auch um die Frage: Wie können Frauen, junge Erwachsene und Migranten besser in die adventistischen Ortsgemeinden integriert werden? 1972 promovierte Paulsen an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Eberhard Karls Universität in Tübingen. Unter anderem war er Dozent der adventistischen Lehrerausbildungsstätte in Bekwai/Ghana und Rektor des Westafrikanischen Theologischen Seminars in Nigeria sowie des Newbold College der Freikirche in England. Besonders für seine Tätigkeit in Afrika wurde Paulsen 2012 vom norwegischen König zum Kommandeur des Königlich Norwegischen Verdienstordens ernannt.