Pastor Oyeleke A. Owolabi, adventistischer Kirchenleiter in West-Nigeria, forderte an einer Medienkonferenz in Ado Ekiti, Südwest-Nigeria, von der unabhängigen nationalen Wahlkommission, dass Wahlen zukünftig nicht mehr an einem Samstag durchgeführt werden. Wahlen am Samstag beraubten Adventisten, die den Samstag (Sabbat), den biblischen Ruhetag feierten, ihres Wahlrechts.
Nigeria gewähre Religionsfreiheit und damit auch den Ruhetag der Siebenten-Tags-Adventisten, der von Sonnenuntergang am Freitag bis zu Sonnenuntergang am Samstag dauere, sagte der Kirchenleiter an der Medienkonferenz vom 16. August. Wahlen am Samstag, ihrem Ruhetag, verunmöglichten es aber den Adventisten, an den Wahlen teilzunehmen, so Owolabi. In Nigeria, mit 181 Millionen Einwohnern, leben rund 223.000 adventistische Christen.
„Wir haben schon viele Briefe an die unabhängige nationale Wahlkommission (Independent National Electoral Commission INEC) geschrieben und sie gebeten, Wahlen nicht mehr auf einen Samstag festzulegen“, sagte Owolabi. Er sei zuversichtlich, dass die nationale Wahlkommission dem Anliegen der Adventisten entsprechen werde, so der Kirchenleiter. Zudem habe sich bei den Gouverneurswahlen gezeigt, die auf einen Dienstag festgelegt worden seien, dass die traditionell tiefe Wahlbeteiligung signifikant habe gesteigert werden können.
Wahlen und Examen weder Freitag, Samstag noch Sonntag
Laut Adventist Review AR, nordamerikanische Kirchenzeitschrift, hat Pastor Ted C. Wilson, adventistischer Weltkirchenleiter, anlässlich einer Pastoralvisite in Nigeria 2014 den damaligen nigerianischen Präsidenten Goodluck Jonathan gebeten, weder Wahlen noch Examen an staatlichen Institutionen auf einen Freitag, Samstag oder Sonntag anzusetzen. Dies würde es allen Muslimen und Christen unterschiedlicher Konfession erlauben, ihrem Glauben entsprechend zu leben, so Wilson.
Adventistische Weltkirchenleitung zu Bürgerpflichten
In einer Erklärung zum Verhältnis von Kirche und Staat, schreibt die adventistische Weltkirchenleitung: „Adventisten sollten ihre Bürgerpflicht ernst nehmen. Wir sollten uns an den Wahlen beteiligen, sofern uns dies möglich ist und wir mit gutem Gewissen daran teilnehmen können. Wir sollten uns verpflichten, uns am Aufbau unseres Gemeinwesens zu beteiligen.“
Unterschiede bei Adventisten bezüglich Ruhetaggestaltung
Als weltweite Kirche kennen die Adventisten nicht nur kulturelle Unterschiede in Bezug zur Frauenordination, sondern auch im Hinblick auf die Wahrnehmung des Wahlrechts an Samstagen. Ellen G. White, eine der Gründerinnen der Kirche, hat vor mehr als 100 Jahren in den USA die Teilnahme an Wahlen und Abstimmungen auch am Ruhetag empfohlen, sofern es nicht anders möglich sei.
Kampf gegen Korruption und für bessere Gesundheitsversorgung
Pastor Oyeleke A. Owolabi nutzte laut AR die Medienkonferenz, um die Nigerianer zur Zusammenarbeit im Kampf gegen Korruption aufzurufen. Vom Staat forderte er, dass dieser weder von Kirchen noch von Moscheen Steuern erheben soll, da es sich um Non-Profit-Organisationen handle.
Nach Angaben von AR hat Owolabi angekündigt, dass die Adventisten in Ado Ekiti, Südwest-Nigeria, eine Hochschule für medizinische Wissenschaften eröffnen werden, um Fachkräfte auszubilden und die Gesundheitsversorgung in der Region zu verbessern.
Religion in Nigeria
In Nigeria besteht eine kaum überschaubare Vielfalt an religiösen Gemeinschaften. Rund 50 Prozent der Nigerianer sind Muslime, vor allem in Norden. Etwa 40 Prozent sind Christen, im Süden und der restliche Teil - rund 10 Prozent - bekennt sich zu einer traditionellen afrikanischen Religion. Nebst den Adventisten halten auch folgende christliche Kirchen in Nigeria den Sabbat: Holy Sabbath Church, Seventh-Day Baptist Church, Church of God Seventh-Day und die Sabbath Holy Church.
Adventisten in Nigeria
In Nigeria, mit 181 Millionen Einwohnern, leben rund 223.000 erwachsen getaufte, adventistische Christen, die in mehr als 1.150 Kirchengemeinden Gottesdienst feiern. Adventisten unterhalten in Nigeria 57 Primar- und 18 Sekundarschulen, vier Krankenhäuser und 18 Kliniken oder Ambulatorien.