Der Friedensbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Renke Brahms, hat die friedensethische und theologische Arbeit der historischen Friedenskirchen gewürdigt. Anlass war am 6. Mai die Präsentation aktueller Forschungsfragen zum Weiterbestehen der „Arbeitsstelle Theologie der Friedenskirchen“ an der Universität Hamburg in der Mennonitenkirche Hamburg-Altona.
Wichtige Impulse durch historische Friedenskirchen
„Die historischen Friedenskirchen geben uns wichtige Impulse auf unserem Weg, eine Kirche des gerechten Friedens zu werden“, betonte Renke Brahms, der auch der Leitende Geistliche der Evangelischen Bremischen Kirche ist. Während der Reformation sei die Täuferbewegung, aus der die historischen Friedenskirchen hervorgegangen wären, vor allem in den lutherischen Bekenntnisschriften noch verdammt worden. „Dies ist heute nicht mehr nachzuvollziehen. Wir sind heute, gerade in Fragen der Friedensethik, der ganzen Breite der Reformation verpflichtet, die den Vorrang der Gewaltfreiheit Jesu betont“, so der EKD-Friedensbeauftragte. Darum wäre der Pazifismus der Täuferbewegung eine notwendige kritische Anfrage an alle Argumentationen für die Anwendung von Gewalt. Deshalb sei es gut und wichtig, dass es die „Arbeitsstelle Theologie der Friedenskirchen“ gebe und dass sie Bestand habe. „Denn auch die evangelische Kirche braucht die Anregungen und Forschungsarbeiten dieser Einrichtung“, betonte Brahms.
Finanzierung der Arbeitsstelle gesichert
Die „Arbeitsstelle Theologie der Friedenskirchen“ (AFT) ist eine seit dem Sommersemester 2006 bestehende Einrichtung der Universität Hamburg im Fachbereich Evangelische Theologie. Ihre Aufgabe ist die systematisch-theologische Erforschung und Weiterentwicklung einer Theologie der Friedenskirchen im ökumenischen Kontext. In ihrer interdisziplinären Ausrichtung sucht die AFT auch den Austausch mit nicht-theologischen Fachdisziplinen und anderen Instituten, insbesondere dem Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg, dem katholischen Institut für Theologie und Frieden in Hamburg sowie dem Mennonitischen Friedenszentrum Berlin. Leiter der Arbeitsstelle ist Dr. Fernando Enns, Professor für Theologie und Ethik an der Freien Universität Amsterdam. Als Wissenschaftliche Mitarbeiterin ist Julia Freund für die ATF tätig.
Seit 2011 finanziert die Förderstiftung der Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden in Deutschland (AMG) die „Arbeitsstelle Theologie der Friedenskirchen“ an der Universität Hamburg. Diese Finanzierung konnte nun auf weitere Jahre hinaus gesichert werden.
Begriff Friedenskirche
Als Friedenskirche gilt eine Kirchengemeinschaft, die sich in besonderer Weise der Förderung des Friedens verpflichtet weiss. Der Begriff „Friedenskirche“ entstand 1935, als nordamerikanische Vertreter der ihr angehörenden Glaubensgemeinschaften erstmals gemeinsam ihre „Principles of Christian Peace and Patriotism“ (Grundsätze des christlichen Friedens und Patriotismus) formulierten. Dabei ging es um weltweite Hilfstätigkeit für die Opfer von Kriegen und Förderung der internationalen Verständigung, Betonung der Völker verbindenden Qualität christlicher Gemeinschaft sowie Festhalten an der traditionellen Auffassung, dass Christen sich nicht an Kriegen beteiligen sollten, auch wenn das von Regierungen verlangt werde.
Als „historische Friedenskirchen“ gelten jene protestantischen Freikirchen, welche die Gewaltfreiheit als ein Merkmal ihrer Identität betrachten. Als historisch werden sie deshalb bezeichnet, weil es sich hierbei um kirchliche Traditionen handelt, deren Wurzeln weit in die Kirchengeschichte zurückreichen. Die Mennoniten gelten als älteste evangelische Freikirche. Sie entstanden im 16. Jahrhundert und setzen sich für Gewaltlosigkeit und Pazifismus ein. Viele leisten anstelle des Wehrdienstes einen zivilen Friedensdienst und beteiligen sich unter anderem an Hilfeleistungen in politischen Krisengebieten. Die Quäker, auch „Religiöse Gesellschaft der Freunde“ genannt, wurden im 17. Jahrhundert gegründet. Sie lehnen den Kriegsdienst ab und setzen sich engagiert für den Frieden ein. Die Quäker-Hilfe unterstützt vor allem Friedens-, Versöhnungs- und Entwicklungsprojekte. Im Jahre 1947 wurden die Quäker für ihre Hilfstätigkeit mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Die Church of the Brethren (Kirche der Brüder) kam im 18. Jahrhundert in England auf und gehört neben den Mennoniten und den Quäkern zu den drei historischen Friedenskirchen. Auch die im 19. Jahrhundert entstandenen Siebenten-Tags-Adventisten setzten sich bei Konflikten für Gewaltfreiheit ein und wollen „Friedensstifter“ sein.