Am 20. März haben schweizerische Gesundheitsorganisationen die eidgenössische Volksinitiative «Ja zum Schutz der Kinder und Jugendlichen vor Tabakwerbung» lanciert und die Unterschriftensammlung gestartet. Bundesrat und Parlament unternehmen laut den Initianten zu wenig im Bereich Tabakprävention: «Durch eine lasche Gesetzgebung ist es Tabakfirmen erlaubt, gezielt Jugendliche als neue Kundinnen und Kunden anzusprechen.» Das Volksbegehren strebt eine stärkere Einschränkung von Werbung, Sponsoring und Promotionen für Tabakprodukte an, so dass Kinder und Jugendliche damit nicht mehr erreicht werden können.
Tabakindustrie lobbyiert erfolgreich im Bundeshaus
Im November 2015 veröffentlichte der Bundesrat die Botschaft und den Entwurf für das neue Bundesgesetz über Tabakprodukte. Der Entwurf wurde von Gesundheits- und Präventionsspezialisten kritisiert, weil er keine wirksamen Massnahmen zur Reduktion des Tabakkonsums enthalten habe. Der Tabakindustrie sei jedoch selbst dieser «zahnlose Entwurf» zu weit gegangen, heisst es in der Medienmitteilung, und die Tabakindustrie habe erfolgreich dagegen lobbyiert. Im Juni bzw. Dezember 2016 wiesen Ständerat und Nationalrat den Entwurf an den Bundesrat zurück, ohne überhaupt inhaltlich darauf einzutreten. Da das Parlament offensichtlich nicht gewillt sei, griffige Massnahmen zur Tabakprävention und für den Jugendschutz zu ergreifen, sei die Initiative lanciert worden.
«Für alle Personen und Organisationen, die sich im Gesundheitswesen engagieren, hat der Schutz von und die Prävention bei Jugendlichen oberste Priorität. Wir akzeptieren das Lavieren der Politik nicht und werden deshalb selber aktiv. Und wir sind überzeugt, dass die Schweizer Bevölkerung unsere Argumente nachvollziehen kann und uns unterstützen wird», sagte Hans Stöckli, Präsident des Vereins.
Ziel: Kinder und Jugendliche vor Tabakwerbung schützen
Die Initiative will, dass Kinder und Jugendliche umfassend vor Tabakwerbung geschützt werden. Dies soll durch ein Verbot von Werbe-, Sponsoring- und Verkaufsförderungs- Massnahmen erreicht werden, die Kinder und Jugendliche erreicht. «Die grosse Mehrheit der Raucherinnen und Raucher beginnt im Teenageralter. Als Kinderärztin ist es deshalb für mich unverständlich, dass gezielte Werbung für Jugendliche zwar verboten ist, faktisch aber doch stattfindet», fasst Heidi Zinggeler Fuhrer, Kinderärztin aus Chur, zusammen.
Nur umfassende Regeln sind wirksam
Bereits im Jahr 2011 habe die Eidgenössische Kommission für Tabakprävention in der Studie «Neue Erkenntnisse zu Marketing und Werbung bei Tabakerzeugnissen» nachgewiesen, dass ein Verbot aller Formen von Werbung, Promotion und Sponsoring eine signifikante Senkung des Tabakkonsums bewirke. Hingegen seien Teilverbote, etwa von Inseraten in Printmedien, die sich mehrheitlich an Minderjährige richteten, höchstens beschränkt wirksam. Die Tabakkonzerne würden die Werbemittel in Bereiche verschieben, in denen Werbung, Sponsoring, Promotion weiterhin erlaubt sei, so die Initianten.
Die Initiative fordere einen konsequenten Jugendschutz vor Tabakwerbung:
- Keine Tabakwerbung in Printmedien, im Internet einschliesslich der sozialen Medien, auf Plakaten, in Kinos und an den Verkaufsstellen.
- Keine direkte Verkaufsförderung durch Gratisabgabe von Tabakwaren, etwa durch Hostessen in Clubs.
- Keine indirekte Verkaufsförderung durch Produkte wie Kleider oder Schuhe, die das Logo oder den Namen einer Zigarettenmarke tragen.
- Keine Verkaufsförderung durch Rabatte auf Tabakwaren.
- Keine Promotion durch Wettbewerbe oder Werbespiele rund um Tabakwaren.
- Kein Sponsoring öffentlicher sowie privater Anlässe durch Tabakfirmen.
«Während sich alle Diskussionen um Gesundheitsreformen, übergewichtige Kinder und explodierende Gesundheitskosten drehen, bleibt das Rauchen von Zigaretten die häufigste Ursache von vermeidbaren Todesfällen und Behinderungen. Das wollen wir ändern und engagieren uns deshalb mit dieser Initiative “, so Philippe Luchsinger, Präsident von mfe Haus- und Kinderärzte Schweiz und Dr. Marcel Mesnil, Generalsekretär des Schweizerischen Apothekerverbands pharmaSuisse.
Unterschriftensammlung gestartet
Für die Initiative «Ja zum Schutz der Kinder und Jugendlichen vor Tabakwerbung» engagieren sich die wichtigsten Gesundheitsorganisationen der Schweiz. Neben der Allianz «Gesunde Schweiz» sind dies die Krebsliga Schweiz, der Schweizerische Apothekerverband PharmaSuisse, kantonale Lungenligen, der Schweizerische Drogistenverband, die FMH, die Lungenfachärzte und mfe - Haus- und Kinderärzte Schweiz sowie die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände.
Mehr Infos: www.kinderohnetabak.ch