Pastor Youcef Nadarkhani (2010) © Foto: IGFM

Iran: Pfarrer Youcef Nadarkhani verhaftet und in Teheran inhaftiert

Frankfurt am Main/Deutschland | 23.07.2018 | APD | Religionsfreiheit

Pfarrer Youcef Nadarkhani ist am 22. Juli in seiner Heimatstadt Rascht verhaftet und in das berüchtigte Evin-Gefängnis in Teheran verschleppt worden. Er sei der «wohl bekannteste Pfarrer der Islamischen Republik Iran», schreibt die «Internationale Gesellschaft für Menschenrechte» (IGFM). Demnach hätten die Behörden ein grosses Polizeiaufgebot und erhebliche körperliche Gewalt eingesetzt.

Nach Auffassung von IGFM-Vorstandssprecher Martin Lessenthin fehlt für die Verhaftung eine rechtliche Grundlage. Nadarkhani und drei weitere christliche Gemeindeleiter waren im Juni 2017 zu jeweils zehn Jahren Haft verurteilt worden. Das Urteil der Berufungsverhandlung vom 13. Dezember 2017 stehe jedoch noch aus. Hintergrund für die Verfolgung Nadarkhanis und der übrigen Christen sei deren erfolgreiche Gemeindearbeit, so IGFM. Nadarkhani und die drei mit ihm Verhafteten sowie die Mehrheit «ihrer Gemeindemitglieder sind ehemalige Muslime, die Christen geworden sind», schreibt die Menschenrechtsorganisation.

Verfolgung von Menschen, die vom Islam zum Christentum konvertierten
Die IGFM unterstreicht, dass Pastor Nadarkhani lediglich von seinem Recht auf Religionsfreiheit Gebrauch gemacht und als Pastor gearbeitet habe. Der Iran ignoriere dieses und andere Menschenrechte, obwohl er sich in völkerrechtlich bindenden Verträgen selbst dazu verpflichtet habe, diese Rechte zu gewährleisten. Für das Verlassen des Islams sowie für Mission unter Muslimen kann nach dem Islamischen Recht im Iran die Todesstrafe vollstreckt werden, während gleichzeitig islamische Mission stark gefördert wird.

Pastor Youcef Nadarkhani ist international bekannt geworden, nachdem ihn ein islamisches Revolutionsgericht im Jahr 2010 ganz offen wegen «Abfall vom Islam» zum Tode durch den Strang verurteilte. «In der Regel verschleiern die Behörden der Islamischen Republik die eigentlichen Gründe», so IGFM, «und fällen Urteile wegen angeblicher Gefährdung der ‘nationalen Sicherheit’».

Alleine die hohe internationale Aufmerksamkeit habe damals Pastor Nadarkhani das Leben gerettet und zu seiner Freilassung im Jahr 2012 geführt. Im Rahmen des IGFM-Programms für politische Patenschaften haben sich damals namhafte Politiker für ihn eingesetzt, darunter der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Hermann Gröhe und CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer,“ erklärt die IGFM.

Hintergrund
Zum Hintergrund schreibt die Menschenrechtsorganisation: Youcef Nadarkhani wurde 1977 geboren. Er lebt in Rascht, der Hauptstadt der iranischen Provinz Gilan, im Norden des Irans, am Kaspischen Meer. Zusammen mit seiner Frau Fatemeh Pasandideh hat er zwei Kinder: Daniel (*2003) und Yoel (*2005). Im Alter von 19 Jahren konvertierte Nadarkhani vom Islam zum Christentum. Bereits seit 2001 ist er Pastor in einem Netzwerk von Hauskirchen, zu der auch die Freikirche «Church of Iran» gehört, eine der grössten Hauskirchen des Landes. Bei seiner Verhaftung im Jahr 2009 war er Leiter einer Gemeinde mit 400 Mitgliedern.

Nadarkhani arbeitete auch nach seiner Freilassung im Jahr 2012 weiter am Aufbau christlicher Hauskreise, in denen sich ehemalige Muslime privat treffen. Die iranische Staatssicherheit verhaftete ihn daher am 13. Mai 2016 gemeinsam mit drei Gemeindemitgliedern in seinem Haus. Alle vier wurden zu jeweils zehn Jahren Haft verurteilt; Youcef Nadarkhani und Mohammad Reza Omidi anschliessend zu weiteren zwei Jahren Verbannung in Nikshahr im äussersten Süden der Islamischen Republik. Dieser Ort ist rund 2.000 Strassenkilometer von seiner Familie und seiner Gemeinde entfernt. Mohammad Reza Omidi wurde ausserdem zusammen mit Saheb Fadaei und Yasser Mossayebzadeh zu 80 Peitschenhieben wegen des Trinkens von Wein beim Abendmahl verurteilt.

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