Nach vier Rettungsaktionen und insgesamt 356 Schiffbrüchigen an Bord konnte die Ocean Viking in einem Hafen von Malta anlegen. Nach Gesprächen mit der EU-Kommission sowie mit Deutschland und Frankreich erklärten sich die Länder Deutschland, Frankreich, Irland, Luxemburg, Portugal und Rumänien bereit, die Geretteten aufzunehmen, twitterte Maltas Regierungschef Joseph Muscat.
Pressekonferenz
Am 23. August hatten die Organisationen SOS MEDITERRANEE und Ärzte ohne Grenzen zu einem Pressegespräch nach Berlin geladen. Dort schilderten beide Hilfsorganisationen die Lage auf dem Rettungsschiff Ocean Viking und forderten einen sicheren Hafen für die 356 Geretteten sowie ein verlässliches Ausschiffungssystem. „Die europäischen Staaten müssen dafür Sorge tragen, dass sich die Blockade von Rettungsschiffen auf See nicht wiederholt!“.
In der Zeit vom 9. bis 12. August nahm Ocean Viking insgesamt 356 Schiffbrüchige an Bord und versorgte sie 13 Tage. „Das Schiff kann 200 Personen für einige Tage gut versorgen, wir brauchen jetzt eine kurzfristige Lösung für die Ocean Viking,“ so Jana Ciernoch, Politische Referentin von SOS MEDITERRANEE.
Der Konferenz zugeschaltete Crewmitglieder berichteten über die angespannten Zustände an Bord und Schicksale der Geretteten. Über 90 unbegleitete Minderjährige seien unter den Geflüchteten. Die Geretteten seien traumatisiert, berichten von dramatischen Erlebnissen in libyschen Flüchtlingslagern sowie von körperlichen und sexuellen Gewalttaten, auch gegenüber Minderjährigen. „Einige Gerettete trieben über 40 Stunden auf dem Wasser, bis wir sie gefunden haben. Sie sind dehydriert, hungrig und geschwächt, benötigen medizinische und psychologische Hilfe,“ ergänzte Max Avis, Rettungskoordinator von SOS MEDITERRANEE aus Marseille.
Appell an EU-Staaten
Beide Hilfsorganisationen appellierten an die Staaten der Europäischen Union, endlich einen sicheren Hafen für die Geretteten zu öffnen. „Und es braucht ein verlässliches Ausschiffungssystem für Gerettete, statt jedes Mal wieder neu diskutieren zu müssen. Das ist wie bei anderen Rettungseinsätzen, es bleibt keine Zeit, lange zu klären, in welches Krankenhaus Gerettete gebracht werden dürfen,“ appellierte Florian Westphal, Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen. „Solange es keine menschenwürdige Lösung gibt, werden wir weiter Menschenleben retten. Niemand darf auf See sterben,“ fügte Jana Ciernoch abschliessend hinzu.
Die Organisationen verwiesen auf das geltende Seerecht, wonach Staaten schnellstmöglich einen sicheren Hafen für aus Seenot Gerettete zur Verfügung stellen müssen. Die Ocean Viking ist derzeit das einzige Rettungsboot, welches im Mittelmeer unterwegs ist.
Nach der nun gefundenen europäischen Lösung zeigte sich SOS MEDITERRANEE erleichtert. Bevor die Ocean Vking so schnell wie möglich in den Rettungseinsatz im zentralen Mittelmeer zurückkehren kann, muss die Crew gewechselt sowie Treibstoff und weitere Vorräte an Bord gebracht werden.
Der Einsatz von SOS MEDITERRANEE und Ärzte ohne Grenzen wird durch ein Bündnis von Hilfsorganisationen, darunter ADRA Deutschland e.V., unterstützt.