Eine Gruppe von 14 Personen hat am 4. November einen offenen Brief an die Abgeordneten des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes SEK gesandt, der sich gegen die kirchliche Trauung gleichgeschlechtlicher Paar wendet. Der Brief wurde von über 6.200 Reformierten, unterzeichnet sowie von 2.200 Personen aus anderen Kirchen. Er wurde am 4. November dem Präsidenten der SEK-Abgeordnetenversammlung, Pierre de Salis, übergeben. Die Unterzeichnenden bitten die Abgeordneten des Kirchenbunds, der Eintracht in den reformierten Kirchen Sorge zu tragen und nicht für die Trauung gleichgeschlechtlicher Paare zu votieren.
Offener Brief
Im ersten Teil des offenen Briefs steht: „Wir, die Unterzeichnenden, glauben, dass Jesus Christus uns aufruft, jeden Menschen – gleich welcher sexuellen Orientierung – anzunehmen. Wir glauben auch, dass er uns aufruft, auf jedwedes Verurteilen von Menschen zu verzichten. Viele LGBT-Personen wurden durch Verurteilung von Christen und Christinnen innerlich verletzt, was wir zutiefst bedauern. Wir können jedoch die Ehe von zwei Menschen gleichen Geschlechts nicht gutheissen. Sie steht nach unserer Überzeugung in tiefem Widerspruch zur biblischen Offenbarung. Jesus bekräftigt (Mt 19, 4) die grundlegende Wahrheit aus dem 1. Mosebuch: Die Ehe ist die Gemeinschaft eines Mannes und einer Frau. ‚Habt ihr nicht gelesen, dass der Schöpfer sie von Anfang an als Mann und Frau geschaffen hat?‘»
Radikaler Bruch
Der Widerstand gegen die Neudefinition der Ehe und die kirchliche „Trauung für alle“ manifestiert sich auch in einer theologischen Erklärung, welche bisher 218 Pfarrerinnen und Pfarrer aus der Deutschschweiz und der Romandie unterzeichnet haben. Sie kritisieren den „radikalen Bruch mit der jüdisch-christlichen Tradition“.
Laut der Erklärung müssen kirchliche Entscheidungen biblisch-theologisch begründet werden, nicht mit gesellschaftlichen Entwicklungen. Die Kirche könne „nicht nach eigenem Gutdünken über den Segen Gottes verfügen“. Die Unterzeichnenden kündigen an, keine Trauungen gleichgeschlechtlicher Paare durchzuführen.
Am 4. November haben die Abgeordneten des Kirchenbundes einen Antrag auf Verschiebung der Debatte über die Ehe für alle zu vertagen, abgelehnt. Laut ref.ch, Portal der Reformierten, folgten die Abgeordneten mit klarer Mehrheit der Argumentation, wonach die Meinungsbildung weit genug fortgeschritten sei, die Argumente auf beiden Seiten auf dem lägen und ein Zuwarten die Polarisierung in der Kirche vergrössern würde.
Die Abgeordneten der Mitgliedkirchen des Kirchenbundes SEK befassen sich am 5. November, mit der Vorlage. Nach dem Antrag des Rats des SEK sollen sie den Mitgliedkirchen empfehlen, einen allfällig neuen zivilrechtlichen Ehebegriff zu übernehmen und gleichgeschlechtliche Paare in derselben Form zu trauen wie Hetero-Paare. Die Gewissensfreiheit der Pfarrpersonen soll gewährleistet werden.
Der offene Brief im Wortlaut:
https://lkf.ch/sites/default/files/offener_brief_an_die_sek-abgeordneten_1.pdf