Am 22. April würdigten alle Mitgliedskirchen sowie die vier Kirchen bzw. Verbände im Gaststatus der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in der Schweiz (AGCK.CH) die Unterzeichnung der europäischen Charta Oecumenica. Die Charta wurde am 22. April 2001 in Strassburg/Frankreich von den damaligen Präsidenten der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) und des Rats der europäischen Bischofskonferenzen (Consilium Conferentiarum Episcoporum Europae - CCEE) als «Leitlinien für die wachsende Zusammenarbeit unter den Kirchen in Europa» unterschrieben. Am 23. Januar 2005 unterzeichneten in St. Ursanne die Mitgliedskirchen der AGCK.CH die Charta Oecumenica. Die online durchgeführte Feier wurde von der AGCK.CH sowie dem Institut für Ökumenische Studien der Universität Freiburg/Schweiz organisiert.
Jørgen Skov Sørensen, KEK-Generalsekretär und Pater Martin Michalíček, CCEE-Generalsekretär richteten je ein Grusswort an die Teilnehmenden. Sørensen nannte dabei die Charta Oecumenica einen «ökumenischen Meilenstein» und ein historisches Dokument.
Die Vertreter und Vertreterin der Kirchen und Verbände kommentierten aus ihrer Sicht je einen Artikel der Charta Oecumenica und riefen zur Erneuerung der eingegangenen Selbstverpflichtung auf.
Überraschungsgäste: Prof. Dr. Viorel Ionita und Kardinal Kurt Koch
P. Prof. Dr. Viorel Ionita, ehemaliger Studienleiter der KEK und Kardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, sprachen als Überraschungsgäste. Kardinal Kurt Koch freute sich, dass alle Mitgliedskirchen sowie alle Kirchen im Gaststatus der AGCK.CH an der Veranstaltung teilnahmen. Dies sei ein ermutigendes Zeichen der ökumenischen Verbundenheit in der AGCK.CH, die zum ersten Mal von einem orthodoxen Christen präsidiert werde. Die zwölf Selbstverpflichtungen der Charta seien nicht einfach Forderungen an die anderen Kirchen, sondern Postulate, die man an die eigene Kirche richte, so Koch. Die Selbstverpflichtungen seien Ausdruck einer ehrlichen Ökumene, die «das grossartige Werk des Heiligen Geistes» sei, das dieser auch weiterhin begleiten werde.
Charta Oecumenica
Die Charta Oecumenica will Anstoss für Begegnungen, für Gespräche und für gemeinsame Projekte sein. Sie besteht aus zwölf Impulsen, die in Selbstverpflichtungen der Kirchen münden. Die Charta nennt die wesentlichen Bereiche und Herausforderungen, denen die Kirchen in Europa zunehmend gegenüberstehen und ermutigt die Kirchen, ihnen gemeinsam zu begegnen.
Charta Oecumenica hat keine kirchenrechtliche Verbindlichkeit
«Die «Charta Oecumenica» hat einen neuen Stil in die Zusammenarbeit der Christen gebracht. Sie besteht aus zwölf Impulsen, die in Selbstverpflichtungen der Kirchen münden. Das Dokument ist erfrischend kurz und gut lesbar. Dieser Text hat keine kirchenrechtliche Verbindlichkeit», sagte Prof. Dr. Barbara Hallensleben, Mitglied im Direktorium des „Instituts für Ökumenische Studien“, in einem Interview mit kath.ch. Und weiter: «Die Charta betont die Freiwilligkeit des gemeinsamen Handelns ohne rechtliche Verpflichtung. Das ist weniger als das Kirchenrecht, weil die Verbindlichkeit fehlt. Es ist aber auch mehr als das Kirchenrecht. Was nützen kirchenrechtliche Anordnungen, wenn niemand sie befolgt? In keinem Fall nötigen die Verpflichtungen zum Übertreten des Kirchenrechts.» Als eine Auswirkung der Charta sieht Hallensleben die derzeitige «konstruktive Zusammenarbeit mit freikirchlichen und evangelikalen Gruppen».
Mitgliedskirchen der AGCK Schweiz
Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz; Römisch-katholische Kirche der Schweiz; Christkatholische Kirche der Schweiz; Evangelisch-methodistische Kirche; Heilsarmee; Bund Schweizer Baptistengemeinden; Bund Evangelisch-lutherischer Kirchen in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein; Orthodoxe Diözese der Schweiz des ökumenischen Patriarchates von Konstantinopel; Vertretung der griechisch-orthodoxen, der serbisch-orthodoxen, der syrisch-orthodoxen und der rumänisch-orthodoxen Kirchen in der Schweiz; Anglikanische Kirche in der Schweiz.
Kirchen und Verbände im Gaststatus der AGCK Schweiz
Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in der Schweiz; Neuapostolische Kirche in der Schweiz; Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden in der Schweiz VFG; Nationaler Dachverband der Schweizerischen Evangelischen Allianz / Réseau évangélique suisse (SEA – RES).
Bilder der Veranstaltung sowie Pausenfilme von Pfarrer Christoph Knoch: www.rkmg.ch/bericht/1808
Zum Interview von Prof. Dr. Barbara Hallensleben mit kath.ch:
https://www.kath.ch/newsd/barbara-hallensleben-fordert-oekumenische-synodalitaet-katholiken-denken-immer-noch-sehr-zentralistisch/
Download der Charta Oecumenica:
https://agck.ch/wp-content/uploads/2021/04/ChartaOecumenicaDE.pdf
Feier zur 20jährigen Unterzeichnung der Charta Oecumenica auf YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=xE50lzJXNdE