Der Exekutivausschuss der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Bayern hat am 25. April beschlossen, eine Gleichstellungsbeauftragte zu bestellen. Die Diplompsychologin Patricia Davis hat ihre Stelle zum 1. Mai angetreten. Damit ist sie die erste Gleichstellungsbeauftragte ihrer Freikirche in Deutschland.
Schutzraum für Mitarbeiterinnen
Es gehe um „eine Gleichstellungsstelle bei Vorfällen von offensichtlicher und versteckter Diskriminierung von weiblichen Mitgliedern innerhalb unserer Freikirche in Bayern“, so der Präsident der bayerischen Adventisten, Pastor Wolfgang Dorn, zu der Entscheidung. Im besonderen Fokus seien dabei Frauen in Leitungsämtern in den örtlichen Kirchengemeinden, im Bereich des Ehrenamts und bei hauptamtlich Angestellten. „Insbesondere gegenüber unseren Pastorinnen mussten wir in den letzten Jahren eine Anhäufung von diskriminierenden Verhalten feststellen“, so Dorn. „Wir wollen hier nicht weiter zuschauen, sondern klar dagegen Stellung beziehen und einen Schutzraum für Mitarbeiterinnen in den Kirchengemeinden schaffen.“
Konsequente Aufklärung – Vermeidung diskriminierenden Verhaltens
Vizepräsident und Finanzvorstand Stefan Rebensburg stellt fest, dass das Thema der Diskriminierung aktueller werde. Positionen, die längst überholt schienen, kämen immer häufiger vor. Sie spiegelten zwar nicht die Mehrheit wider, aber es sei, als „würde man das Rad zurückdrehen“. Dem Leitungsgremium der Freikirche gehe es daher um eine „konsequente Aufklärung der Kirchengemeinden in diesem Bereich und eine klare Vermeidung jeglichen diskriminierenden Verhaltens gegenüber Frauen in unseren Reihen, insbesondere auch in Leitungspositionen“. Der Ausschuss sehe hier einen biblischen Auftrag sowie die Unterstützung adventistischer Lehrüberzeugungen.
Patricia Davis
Als Psychologin berät Patricia Davis Menschen in Alltags- und Lebenskrisen und unterstützt Familien dabei, ihre Stärken zu entwickeln. Für das Religionspädagogische Institut der Freikirche (RPI) ist sie als Referentin und Begleiterin des Ausbildungsgangs „Familiendiakonie“ tätig. Darüber hinaus befindet sie sich in der Endphase einer Weiterbildung in systemisch-integrierter Paar- und Familientherapie und -Beratung (DGSF). Davis ist verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter. Mit ihrem Mann lebt sie vor den Toren Münchens.
Mit der Übernahme der Aufgabe als Gleichstellungsbeauftragte möchte sie betroffenen Pastorinnen und weiblichen Leiterinnen in der Kirche eine niederschwellige Anlaufstelle anbieten. „Uns Adventisten verstehe ich als Team, das sich gegenseitig und andere emotional wie tatkräftig unterstützt. Ein Team, in das alle ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten einbringen, ausnahmslos und gleichwertig, egal ob Frau oder Mann. Gott schätzt jeden Menschen ohne Ansehen von Alter, Herkunft und Geschlecht bedingungslos, und ich möchte mithelfen, dass unsere Freikirche ein Ort ist, wo genau das gelebt wird."
Gemeinden als Ort der Wertschätzung
Mehr denn je, so Davis weiter, sei die Gleichstellung von Frauen und Männern in der Ortsgemeinde ein dringendes Anliegen der Freikirche in Bayern. „Wir wollen ein selbstverständliches Miteinander von Mann und Frau auf allen Ebenen der Gemeindeämter fördern, damit Gemeinden ein Ort der Wertschätzung und gegenseitigen Unterstützung bleiben.“ Eine religiöse und soziale Herabsetzung von Frauen im Bereich der Gemeindearbeit dürfe keinen Platz haben. Aus diesem Grund sei die Anlaufstelle für Frauen initiiert worden, die sich in ihrer Gemeindearbeit von Diskriminierung und Herabsetzung betroffen sehen. In einem vertraulichen Rahmen könnten sie über diese Erfahrungen sprechen und Hilfe suchen.
Die Kirchenleitung der Adventisten in Bayern verstehe die Gleichstellungsbeauftragte als vertrauliches Ohr für alles, was Pastorinnen und alle Frauen mit Verantwortung in den Ortsgemeinden in ihrer Aufgabe als diskriminierend und ungleich empfinden. Es wird als erste Anlaufstelle gesehen, mit der sich jede betroffene Frau in Verbindung setzen könne. So ergehe der Appell an die Frauen. „Zögert nicht, euch zu melden, wenn ihr euch durch Ungleichheit persönlich in der Ausübung eures Amtes eingeschränkt fühlt. Gott sieht alles, jede Ungleichheit in unseren Gemeinden. Wir noch nicht.“