Das Empfangskomitee für die Kriegsvertriebenen am Bahnhof von Magdeburg/Deutschland © Foto: ThH Friedensau | Andrea Cramer

Kriegsvertriebene aus Butscha von adventistischer Hochschule in Deutschland aufgenommen

Friedensau/Deutschland | 07.04.2022 | APD | International

Seit März leben in dem kleinen östlich von Magdeburg gelegenen Ort Friedensau Mitarbeiterinnen, Alumni und Studierende der adventistischen Hochschule in Butscha (Bucha), einem Vorort von Kiew, die mit ihren Kindern als Kriegsvertriebene ins deutsche Bundesland Sachsen-Anhalt gekommen sind. Professor Andreas Bochmann, Prorektor der Theologischen Hochschule Friedensau der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, hatte die ukrainische Bildungseinrichtung vor gut zwei Jahren anlässlich ihres 20-jährigen Bestehens besucht und hielt den Kontakt zur Rektorin, um nun Fluchtrouten abzustimmen.

Laut Andrea Cramer von der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit der Friedensauer Hochschule galt es zunächst, den zu erwartenden Gästen zumindest ein Bett zur Verfügung stellen zu können. Die Mitarbeitenden der Betriebstechnik, des Gästehauses und zusätzliche Ehrenamtliche hätten die Hauptlast der Vorbereitungsarbeiten und der sich anschliessenden Betreuung getragen. Sie bereiteten binnen weniger Tage eine Art „Notaufnahme“ in Friedensau vor.

Friedensau wuchs vorübergehend von 450 auf 514 Einwohner
Drei grössere, vorübergehend leerstehende Wohnungen wurden mit den nötigsten Möbeln und dem wichtigsten Hausrat aus gespendeten Gegenständen ausgestattet. Inzwischen seien 64 Frauen und Kinder aus der Ukraine als Kriegsvertriebene vorübergehend in Friedensau untergekommen. Damit sei der Ort mit seinen bisher 450 Einwohnern mehr als voll belegt.

Übersiedlung der Geflüchteten in eigene Wohnungen in Möckern
Das Angebot von Friedensau sei Teil eines Hilfsnetzwerkes, zu dem auch die Stadt Möckern gehöre. Einige der Frauen könnten mit ihren Kindern in den nächsten Tagen aus Friedensau nach Möckern in eine eigene Wohnung umziehen und dort versuchen, ein relativ „normales“ Leben zu führen, informierte Andrea Cramer.

Materielle Unterstützung habe Friedensau durch Spenden von Einwohnern, Freunden und ehemaligen Absolventen der Hochschule, aber auch durch die Kleiderkammer Leipzig des Advent-Wohlfahrtswerks (AWW), die Adventgemeinde Waldenburg und von vielen Ehrenamtlichen erhalten.

Seit einigen Tagen würden manche der ukrainischen Gäste das Angebot der Dozentinnen des Deutschkurses der Friedensauer Hochschule nutzen, die gegenwärtig unterrichtsfreie Zeit haben. Sie nehmen an einem spontan für sie organisierten Deutschunterricht teil und könnten in absehbarer Zeit über ein wenig Alltagsdeutsch ihre neue Umgebung kennenlernen.

Ort Friedensau
Friedensau ist ein 1899 von der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten gegründeter Ort. Auf dem Gelände einer einstigen Wassermühle entstanden in wenigen Jahren eine „Industrie- und Missionsschule“, ein Sanatorium und ein Seniorenheim. Von 1922 bis 2001 war Friedensau eine selbstständige politische Gemeinde. Heute ist die Ortschaft mit ihren 450 Einwohnern Teil der Verwaltungsgemeinschaft Möckern. Zu Friedensau gehören ein Seniorenheim des Advent-Wohlfahrtswerks (AWW) für 122 pflegebedürftige Menschen, ein Zeltplatz für Pfadfindergruppen und grosse Events, eine überdachte Arena mit Platz für bis zu 1.500 Personen, ein Ökohaus und eine Hochschule.

Theologische Hochschule Friedensau
Die Theologische Hochschule Friedensau ist eine staatlich anerkannte Hochschule in Trägerschaft der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten. Hier können acht Bachelor- und Master-Studiengänge, zum Teil berufsbegleitend und in Teilzeit, in den Fachbereichen Christliches Sozialwesen und Theologie sowie ein Kurs „Deutsch als Fremdsprache“ belegt werden. Rund 40 Nationen sind unter den mehr als 200 Studierenden und Lehrenden vertreten.

Weitere Informationen: www.thh-friedensau.de und www.friedensau.de.

Adventisten in der Ukraine
Vor dem Krieg gab es in der Ukraine rund 44.000 Siebenten-Tags-Adventisten in 790 Kirchengemeinden. Die Freikirche unterhält in der Ukraine neben der Hochschule in Butscha 21 Grundschulen, 16 weiterbildende Schulen sowie eine berufsbildende Institution. Alle Bildungsstätten sind gegenwärtig geschlossen. Teilweise findet der Unterricht über das Internet statt.

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