Bis zum 4. Juni 2022 konnten die Mitglieder der Migros-Genossenschaften für oder gegen die Aufhebung des Alkoholverbots in der Migros abstimmen. Laut einer Mitteilung der Migros bleiben die Supermärkte, Restaurants und TakeAways aller zehn regionalen Genossenschaften auch in Zukunft alkoholfrei. Das Interesse an dieser Urabstimmung sei mit 630.000 Genossenschafterinnen und Genossenschaftern so hoch gewesen wie nie zuvor. Die Stimmbeteiligung betrug 29 Prozent.
«In allen Regionen haben sich die Mitglieder dafür ausgesprochen, das seit 1928 existierende und in den Statuten verankerte Verkaufsverbot für Alkohol beizubehalten. Für eine Änderung dieser Praxis wäre eine Mehrheit von jeweils zwei Dritteln der Stimmen notwendig gewesen», schreibt die Migros.
Die Ergebnisse der zehn Genossenschaften:
Migros Basel
23.9% Ja (11'124 Stimmen), 76.1% Nein (35'361 Stimmen)
Migros Aare
20.1% Ja (33'050 Stimmen), 79.9% Nein (131'506 Stimmen)
Migros Neuenburg-Freiburg
26.9% Ja (7358 Stimmen), 73.1% Nein (20'007 Stimmen)
Migros Waadt
31% Ja (12'385 Stimmen)69 % Nein (27'590 Stimmen)
Migros Genf
35.2% Ja (9677 Stimmen)64.8% Nein (17'846 Stimmen)
Migros Wallis
39.7% Ja (8120 Stimmen)60.3% Nein (12'355 Stimmen)
Migros Luzern
25.3% Ja (17'631 Stimmen)74.7% Nein (52'052 Stimmen)
Migros Tessin
44.7% Ja (9972 Stimmen)55.3% Nein (12'312 Stimmen)
Migros Zürich
19.7% Ja (17'736 Stimmen)80.3% Nein (72'133 Stimmen)
Migros Ostschweiz
23.7% Ja (29'446 Stimmen)76.3% Nein (94'752 Stimmen)
Laut Migros gebe es in Zukunft dennoch eine sichtbare Änderung im Sortiment der Migros-Filialen, Migros-Restaurants und Migros-Take-Aways. Voraussichtlich ab 2023 werde dort das alkoholfreie Migros-Bier «Non» angeboten, das damit das bereits umfassende alkoholfreie Sortiment der Migros ergänzen werde.
Es war vor allem die Stiftung Sucht Schweiz, die im Vorfeld der Urabstimmung Argumente gegen eine Aufhebung des Alkoholverkaufs in Migros-Filialen breit präsentierte. Sie argumentierte, dass Einkaufen ohne Alkohol-Trigger für alle, speziell aber für Jugendliche, wichtig sei. Zudem seien Schutzzonen für Menschen mit Alkoholproblemen sehr wichtig. 11 Prozent der Bevölkerung würden 50 Prozent des Alkohols in der Schweiz trinken. Es gebe also einen Teil der Bevölkerung, der gefährdet sei, so Sucht Schweiz.
Adventisten und Alkohol
Die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten, die 1863 offiziell gegründet wurde, hat sich 1990 zum Umgang mit Alkohol und Tabak (und anderen legalen und illegalen Drogen) geäussert. Sie hat «sich schon früh in ihrer Geschichte mit dem Konsum von Alkohol und Tabak auseinandergesetzt. Die Kirche verurteilte den Konsum beider Substanzen als zerstörerisch für Leben, Familie und Spiritualität. In der Praxis nahm sie eine Definition der Mässigung an, die "völlige Enthaltsamkeit von dem, was schädlich ist, und den sorgfältigen sowie vernünftigen Gebrauch dessen, was gut ist", forderte», heisst es in der Erklärung der Weltkirchenleitung aus dem Jahr 1990.
Zur Erklärung (auf Englisch): https://www.adventist.org/official-statements/chemical-use-abuse-and-dependency/