Die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfsorganisation ADRA stockt ihre Nothilfe auf, um Regionen am Horn von Afrika, in denen Hungersnot herrscht, mit Nahrungsmitteln und Wasser zu versorgen. Betroffen sind u.a. Kenia, Somalia, Äthiopien und Uganda.
Das Horn von Afrika ist von den sich verschlechternden sozioökonomischen Bedingungen und den durch den Ukraine-Krieg verursachten Unterbrechungen des Welthandels schwer getroffen worden. Die Ukraine und Russland lieferten 90 Prozent des Getreides der Region, und der Krieg hat die Preise für Nahrungsmittel, Treibstoff und Düngemittel in die Höhe getrieben, während die Weizenlieferungen zurückgingen. Vor dem Krieg lieferte die Ukraine jährlich etwa sechs Millionen Tonnen landwirtschaftlicher Erzeugnisse in die Region, derzeit werden nur etwa 15 Prozent der Produkte exportiert. Hinzu kommt, dass nach Angaben der Vereinten Nationen Afrika eine der schlimmsten Dürreperioden seit mehr als 40 Jahren erlebt. Berichten zufolge leiden fast 20 Millionen Afrikaner und 49 Millionen Menschen in anderen Regionen der Welt unter extremer Ernährungsunsicherheit und zunehmender Unterernährung.
Appell an die Politik
„Jeden Tag hungern Millionen von Frauen, Kindern und Einzelpersonen in Afrika und mehr als 40 anderen Ländern. Als globaler humanitärer Arm der adventistischen Kirche setzt sich ADRA für Programme zur Bekämpfung des Hungers und zur Wiederherstellung der Würde von benachteiligten Familien und Gemeinschaften ein“, sagt Michael Kruger, Präsident von ADRA International. „Wir schliessen uns anderen gemeinnützigen Organisationen sowie privaten und öffentlichen Einrichtungen an, um auf die lebensbedrohliche Hungerkrise aufmerksam zu machen. Wir ermutigen die führenden Politiker der Welt, Lösungen zu finden, um Nahrungsmittelexporte zu ermöglichen und klimabedingte Notlagen zu verhindern, die zu Ernährungsunsicherheit und Wasserknappheit führen.“
ADRA International ist weltweit tätig, um Millionen von Menschen zu helfen, die von der Nahrungsmittelkrise betroffen sind. In Zusammenarbeit mit vertrauenswürdigen Partnern vor Ort werden Projekte zur Ernährungssicherheit entwickelt, um Hungersnöte zu verhindern und die Widerstandsfähigkeit gegenüber Wetterextremen zu stärken. Die Projekte umfassen:
• Dürreresistente Anbaumethoden
• Saatgut, Vorräte und andere Ressourcen
• Schulspeisungsprogramme, um Kinder zu ernähren und sie in der Schule zu halten
• Gärten für Haushalte und Dorfgemeinschaften
• Investitionen in Bäuerinnen und Genossenschaftsgruppen
• Ernährungserziehung für Mütter und Kinder im frühen Kindesalter
• Fortbildungen für Landwirte zur Verbesserung von Anbaumethoden und Vermarktung
Notfallmanagement
In Afrika hat die weltweit tätige humanitäre Organisation Pläne für das Notfallmanagement aufgestellt, um in einigen der ärmsten Regionen Nahrungsmittelnotstationen und wichtige Dienstleistungen wie Gesundheit und Ernährung, Viehfütterung, tierärztliche Dienste sowie Wasser-, Sanitär- und Hygienedienstleistungen bereitzustellen. ADRA hilft vorrangig in Gebieten, in denen die Malaria zunimmt und Hunderttausende von Kindern und stillenden Frauen akut unterernährt sind und sofort behandelt werden müssen, darunter sind Nordkenia, Zentralsomalia und Karamoja in Uganda.
„Familien ergreifen verzweifelte Massnahmen, um zu überleben, und Tausende verlassen ihre Häuser auf der Suche nach Lebensmitteln, Trinkwasser und Weideflächen. Das erhöht das Risiko von Konflikten zwischen Eingesessenen und Zugewanderten und setzt Frauen und Kinder geschlechtsspezifischer Gewalt, sexueller Ausbeutung und Missbrauch aus“, sagt Mario Oliveira, Direktor für Notfallmanagement bei ADRA International. „Alle ADRA-Büros in der Region setzen sich aktiv mit der kritischen Situation auf nationaler und lokaler Ebene auseinander, um Familien zu schützen. Wir sind seit mehr als 30 Jahren in der Region präsent und haben bereits mehrere Programme zur Ernährungssicherung gestartet, darunter Bargeldhilfe und Projekte zur Bekämpfung der Dürre, um den Bedürftigen zu helfen.“
Weitere Herausforderungen: Überschwemmungen, Corona-Pandemie, Heuschreckenschwärme
Viele von der Dürre betroffene Gemeinden haben zudem mit den Auswirkungen anderer Schwierigkeiten wie Überschwemmungen, Heuschreckenausbrüchen und den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf Lebensgrundlagen und Einkommensquellen zu kämpfen. Nach Angaben des UN-Büros für humanitäre Angelegenheiten führt der Hunger bei rund acht Millionen afrikanischen Kindern zu akuter Unterernährung und schränkt den Zugang zur Bildung ein. Allein in Äthiopien sind mehr als 2.000 Schulen geschlossen worden.
„Fast zwei Millionen Kinder gehen nicht zur Schule, fast die Hälfte von ihnen sind Mädchen. ADRA hat daher Schulspeisungsprogramme eingerichtet, um die Schulabbrecherquote zu senken und die Ernährung zu verbessern. Um die Ausbreitung von durch Wasser übertragene Krankheiten unter Schülern und Familien zu verhindern, hat ADRA in mehreren Dörfern Wassertankstellen für Hygiene und sanitäre Einrichtungen eingerichtet. Darüber hinaus hat ADRA Gesundheitsprogramme und -einrichtungen für vertriebene Familien und betroffene Gemeinden geschaffen, landwirtschaftliche Initiativen gestartet, um den Zugang zu Nahrungsmitteln zu verbessern, und arbeitet weiterhin mit zuverlässigen Partnern und lokalen Behörden zusammen, um neue Lösungen für das Problem zu finden“, sagt Peter Delhove, Geschäftsführer von ADRA Afrika. „ADRA ist seinen Bündnispartnern, Spendern und kirchlichen Freiwilligen für ihre wichtige und kontinuierliche Unterstützung dankbar, die es uns ermöglicht, unseren Auftrag zu erfüllen, Nahrungsmittelknappheit zu verhindern und Leben zu retten.“
ADRA International
Die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfswerk ADRA (Adventist Development and Relief Agency) wurde 1956 gegründet und führt weltweit Projekte der Entwicklungszusammenarbeit sowie der humanitären Hilfe in Katastrophenfällen durch. ADRA ist eine nichtstaatliche Hilfsorganisation und wird von der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten getragen. ADRA International besteht aus einem weltweiten Netzwerk mit 118 eigenständigen Länderbüros und etwa 7.500 hauptamtlichen Mitarbeitenden. Das deutsche ADRA-Büro mit rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern befindet sich in Weiterstadt bei Darmstadt (www.adra.de).