Blick auf die Gebäude des Krankenhauses Waldfriede in Berlin-Zehlendorf. © Foto: Krankenhaus Waldfriede

Berliner Krankenhaus Waldfriede geht in ein Schutzschirmverfahren

Berlin/Deutschland | 12.10.2024 | APD | International

Das adventistische Krankenhaus Waldfriede in Berlin-Zehlendorf geht in ein Schutzschirmverfahren, um den Betrieb schnellstmöglich und nachhaltig zu sanieren. Der Klinikbetrieb geht dabei mit allen 700 Beschäftigten uneingeschränkt weiter.

Der Weg in das Schutzschirmverfahren sei aus verschiedenen Gründen notwendig geworden, teilte das Krankenhaus mit. Wesentlich waren die erheblichen Preissteigerungen vor allem in den Bereichen Energie, Unterhalt von Gebäuden und medizinischen Geräten und beim (Leasing-)Personal. Die Vergütung der medizinischen Leistung – vor allem über die Fallpauschalen, über die sich die Kliniken massgeblich finanzieren – wurden nicht im erforderlichen Umfang angepasst. Überdies musste das Krankenhaus Waldfriede aufgrund seiner Leistungsentwicklung in den letzten zwölf Jahren rund neun Millionen Euro an Patienteneinnahmen im Rahmen der Mehrleistungsabschläge wieder zurückzahlen, was zu einer zusätzlichen erheblichen Belastung führte.

Rückhalt der Ärzteschaft und der Beschäftigten
Das Krankenhaus Waldfriede in Berlin-Zehlendorf bietet eine hochwertige medizinische Versorgung. „Als christliches Krankenhaus präge die Liebe zu Gott und den Menschen alle Bemühungen, Menschen zu heilen und sie auch in schwierigen Lebensphasen zu begleiten“, so Bernd Quoss, Vorstand des Vereins Krankenhaus Waldfriede e. V. (siehe APD-Meldung vom 26. September 2024: https://apd.media/news/archiv/16388.html).

Dass man im Krankenhaus Waldfriede nicht nur für die Patienten, sondern auch füreinander einsteht, wurde am 8. Oktober 2024 spürbar, als der Vorstand den Mitarbeitern mitteilte, dass das Krankenhaus in ein Schutzschirmverfahren geht. Die ärztliche Leitung versicherte dem Vorstand umgehend und wertschätzend ihren Rückhalt. Sie betonten ihre Motivation notwendige Änderungen gemeinsam und zügig anzupacken. Die Ärzteschaft äusserte sich optimistisch, dass der eingeschlagene Weg, transparent und folgerichtig ist. Die Beschäftigten des Krankenhauses brachten auch ihren Dank darüber zum Ausdruck, dass Bernd Quoss gemeinsam mit dem Aufsichtsrat des Vereins Krankenhaus Waldfriede e. V., das Verfahren rechtzeitig in die Wege geleitet hat.

Ziel ist die Restrukturierung
Der Vorstand hatte wenige Tage zuvor beim zuständigen Amtsgericht einen Restrukturierungsantrag im Wege des Schutzschirmverfahrens gestellt, der aufgrund der positiven Sanierungsaussichten angenommen wurde. Der Vorstand wird von Experten der Sozietät Wellensiek bei der Sanierung begleitet. Das Schutzschirmverfahren wird, wie üblich von einem vorläufigen Sachwalter begleitet. Das Gericht hat dazu Rechtsanwalt Prof. Dr. Lucas Flöther eingesetzt. Ziel ist es, das Krankenhaus zu restrukturieren und wieder in die schwarzen Zahlen zu führen.

„Wir gehen gut vorbereitet in das Verfahren und werden in den kommenden Wochen verschiedene Optionen sehr genau prüfen, mit denen wir uns wieder zukunftsgerecht aufstellen werden“, beschreibt Bernd Quoss die anstehenden Aufgaben. „Der Klinikbetrieb wird uneingeschränkt fortgeführt (...). Die Finanzierung dafür ist gesichert. Unsere Patientinnen und Patienten werden von dem Verfahren nichts spüren“, erläutert Quoss weiter.

Gute Erfolgschancen
Christopher Seagon, Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht und Partner der Sozietät Wellensiek, sieht gute Chancen für eine erfolgreiche Sanierung des Krankenhauses. „Wir möchten das Sanierungsverfahren schnellstmöglich abschliessen. Nach jetzigem Stand gehen wir davon aus, dass dies bereits im späteren Frühjahr 2025 so weit sein kann“, ergänzt Seagon. Ziel der Sanierung ist es, das Krankenhaus so aufzustellen, dass es trotz schwieriger Rahmendbedingungen seinen Dienst am Menschen fortsetzen kann. Das Krankenhaus Waldfriede ist ein attraktiver Arbeitgeber im Bezirk Berlin-Zehlendorf und soll dies auch zukünftig bleiben. Ein Stellenabbau ist nicht vorgesehen.

Über ein Schutzschirmverfahren
Ein Schutzschirmverfahren ist ein gerichtliches Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung. Es ermöglicht der Unternehmensleitung die eigenverantwortliche Sanierung des Unternehmens zur Vermeidung einer andernfalls drohenden Liquiditätskrise. Für die Eröffnung eines Schutzschirmverfahrens ist dessen Beantragung beim zuständigen Gericht und unter anderem die Vorlage eines testierten Sanierungskonzepts sowie Finanzierungsnachweises erforderlich. Im Verfahren setzt das Unternehmen notwendige Sanierungsmaßnahmen um.

Krankenhaus Waldfriede
Das freigemeinnützige Krankenhaus Waldfriede in Berlin Zehlendorf wurde 1920 gegründet und ist akademisches Lehrkrankenhaus der Charité-Universitätsmedizin Berlin. Es wurde nach gesetzlichen Qualitätsparametern mehrfach zertifiziert und hat mit seiner medizinischen und pflegerischen Qualität bereits eine Vielzahl an Auszeichnungen erhalten. Pro Jahr werden hier etwa 15.000 Patienten stationär und 150.000 Patienten ambulant behandelt. Der Träger ist die protestantische Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, die weltweit rund 900 medizinische Einrichtungen unterhält. Waldfriede ist unter anderem Mitglied im Diakonischen Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, im Deutschen Evangelischen Krankenhausverband e.V. (DEKV) und Kooperationspartner des adventistischen Krankenhausverbundes Advent Health in den USA.

Das Krankenhaus ist Teil des Gesundheitsnetzwerks Waldfriede zu dem auch eine psychiatrisch-psychosomatische Tagesklinik, eine Sozialstation, die Akademie zur Ausbildung von Pflegefachkräften, eine Servicegesellschaft, ein Seniorenhaus, das Gesundheitszentrum „PrimaVita“, die Privatklinik Nikolassee, eine Kindertagesstätte und das „Desert Flower Center“ gehören. Das Netzwerk Waldfriede ist der vielfältigste Medizin- und Pflegeanbieter im Berliner Südwesten und einer der grössten Arbeitgeber im Bezirk Steglitz-Zehlendorf. Informationen: www.krankenhaus-waldfriede.de.

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