Kinder gehören zu den Verletzlichsten. Deshalb sind Projekte für Kinder bei vielen Hilfsorganisationen ein Schwerpunkt. © Bild: ADRA Deutschland

Kollaps der internationalen humanitären Strukturen droht wegen Finanzierungsstopp durch USAID – Schweiz darf nicht schweigen

Bern/Schweiz | 14.02.2025 | APD | International

Die Schweiz dürfe nicht schweigen zum Finanzierungsstopp von USAID durch die US-Regierung. Das schreiben Hilfswerke und Kirchen in der Schweiz in einem offenen Brief an den Schweizer Aussenminister, Ignazio Cassis, und fordern ihn zum Handeln auf.

Es drohe der Kollaps der internationalen humanitären Strukturen aufgrund des Finanzierungsstopps, den die US-Regierung über alle Aktivitäten der US-amerikanischen Entwicklungshilfeorganisation USAID (United States Agency for International Development) verhängt hat. Das befürchten Caritas, Fastenaktion, HEKS, die Evangelisch-reformierte Kirche der Schweiz (EKS) und die Schweizerische Bischofskonferenz (SBK).

Der Entscheid von Donald Trump hat US-finanzierte Projekte im Umfang von rund 50 Milliarden US-Dollar in rund 130 Ländern zum Erliegen gebracht sowie mehr als 95 Prozent der Mitarbeitenden, rund 10.000 Personen, von USAID freigestellt.

Die US-amerikanische Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA hat zum Finanzierungsstopp bereits eine Stellungnahme publiziert, da auch ihre Programme massiv vom Entscheid betroffen sind: https://apd.media/news/archiv/16603.html

Der Wortlaut des offenen Briefes:

Sehr geehrter Herr Bundesrat

Mit grosser Besorgnis verfolgen wir die jüngsten Entwicklungen rund um die Entscheidung der Vereinigten Staaten, ihre Beiträge an UNO-Organisationen wie die Weltgesundheitsorganisation einzustellen sowie die Behörde für Entwicklungszusammenarbeit USAID zu schliessen. Dies hat dramatische Auswirkungen auf die weltweite Unterstützung der Ärmsten. Unzählige Programme in der humanitären Nothilfe und internationalen Zusammenarbeit laufen Gefahr, ihre Arbeit nicht mehr weiterführen zu können. Die Folgen für Millionen von Frauen, Kindern, alten, kranken sowie beeinträchtigten Menschen in den prekärsten Regionen der Welt wären fatal. Dies geschieht zu einer Zeit, in der es weltweit so viele parallele Krisen und Konflikte wie nie zuvor gibt.

Die Vereinten Nationen (UNO) und die internationale humanitäre Gemeinschaft gewährleisten die lebensnotwendige Grundversorgung wie medizinische Hilfe, Nahrung, Wasser und Unterkunft. Sie ermöglichen zudem den Zugang zu Bildung für Millionen von Kindern, die andernfalls keinerlei Schulbildung erhielten. Dank globaler Gesundheitskampagnen konnten Krankheiten wie HIV, Ebola und Malaria in den letzten Jahrzehnten wirksam bekämpft und Todesfälle reduziert werden.

Die Weltgemeinschaft hat sich in der Agenda 2030 zu nachhaltiger Entwicklung und Armutsbekämpfung verpflichtet und darf nicht schweigen, wenn diese Ziele auf dem Spiel stehen. Der Schweiz kommt eine besondere Verantwortung zu. Als Hüterin der Genfer Konventionen und Sitzstaat zentraler UNO-Organisationen für humanitäre Angelegenheiten dürfen wir nicht hinnehmen, dass Gelder radikal gestrichen, Menschenleben mutwillig gefährdet und Errungenschaften der Entwicklungszusammenarbeit zunichte gemacht werden. Wir müssen jetzt handeln, denn morgen kann es für Millionen von Menschen bereits zu spät sein. Die humanistische Tradition unseres Landes verpflichtet uns, verpflichtet Sie, aktiv einzugreifen.

Wir fordern Sie daher eindringlich auf, sich mit aller Kraft und Entschiedenheit auf diplomatischem Wege für den Erhalt der humanitären Strukturen, insbesondere in der UNO, einzusetzen. Wir bitten Sie zudem, sich im Namen der Schweiz dafür stark zu machen, dass die wohlhabenden Länder ihre Verantwortung gegenüber den ärmsten Menschen der Welt wahrnehmen und die Entwicklungszusammenarbeit nicht weiter ausgehöhlt wird. Die Schweiz muss eine führende Rolle in diesem globalen Kraftakt übernehmen.

Wir danken Ihnen für Ihr Engagement in dieser wichtigen Angelegenheit.

Freundliche Grüsse

Peter Lack, Direktor Caritas Schweiz
Bernd Nilles, Direktor Fastenaktion
Walter Schmid, Präsident Stiftungsrat HEKS
Pfarrerin Rita Famos, Präsidentin Evangelische Kirche Schweiz
Bischof Charles Morerod, Präsident Schweizer Bischofskonferenz

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