Auf der Weltklimakonferenz in Bonn ist EU-Angaben zufolge nach einem nächtelangen Verhandlungsmarathon am 27. Juli ein Kompromiss erzielt worden. "Wir haben es geschafft, das Kyoto- Protokoll zu retten", sagte EU-Umweltkommissarin Margot Wallström vor Journalisten. Alle Ländergruppen hätten sich bewegt, auch Japan. "Wir können jetzt den Ratifizierungsprozess starten." Eine Zusammenkunft aller 178 Teilnehmerstaaten der Konferenz hat begonnen. Wallström räumte ein, dass sich die EU strengere Bestimmungen für die Reduzierung der Treibhausgase gewünscht hätte. "Es ist ein Kompromiss, wir haben einen Deal gemacht", sagte sie. Zuletzt ging es in den Verhandlungen um die Bedenken Japans gegen rechtlich bindende Konsequenzen, wenn ein Land seine Reduktionsziele nicht erfüllt. Das Kyoto-Protokoll tritt in Kraft, wenn es von 55 Industrieländern ratifiziert wurde, die 55 Prozent der Treibhausgasemissionen repräsentieren. Nach der Absage der USA an das Kyoto-Protokoll ist das nur möglich, wenn die EU, Japan und Russland zustimmen. Die Europäische Union erneuerte ihre Aufforderung an die USA, sich doch noch den weltweiten Bemühungen gegen den Treibhauseffekt anzuschließen. Die Botschaft der Bonner Konferenz an US-Präsident George W. Bush laute, "dass er willkommen ist", sagte der EU-Verhandlungsleiter, der belgische Umweltminister Olivier Deleuze.
Streitpunkt Kyoto-Abkommen
Gemäss dem Kyoto-Abkommen von 1997 sollten die Treibhausgase bis zum Jahre 2012 weltweit um 5,2 Prozent gegenüber 1990 gesenkt werden. Die 15 EU-Staaten haben sich dazu verpflichtet, das Protokoll bis 2002 zu ratifizieren. Damit das Abkommen aber in Kraft treten kann, muss es von einer Anzahl Staaten ratifiziert werden, die zusammen mindestens 55 Prozent des weltweiten CO2-Ausstosses verursachen. Die USA sind für 25 Prozent verantwortlich. Ohne Washington müssen deshalb alle grossen Industriestaaten mitziehen, darunter besonders auch Japan.