Neuer Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Genf ist der Methodistenpfarrer Dr. Samuel Kobia (56) aus Kenia. In nichtöffentlicher Sitzung des ÖRK-Zentralausschusses erhielt der als Direktor für Afrika beim ÖRK tätige Theologe die Mehrheit der Stimmen der 134 Wahlberechtigten. Sein Gegenkandidat war der lutherische norwegische Theologe Trond Bakkevig. Kobia tritt im Januar 2004 die Nachfolge des deutschen Theologieprofessors Konrad Raiser an, der Ende des Jahres nach elfjähriger Amtszeit in den Ruhestand geht.
Das Wahlergebnis wurde vom Vorsitzenden des Zentralausschusses, Aram I., Katholikos von Kilikien der Armenischen Apostolischen Kirche, bekannt gegeben. Der Vorsitzende betonte, dass es sich bei der Wahl um einen "reibungslosen, verantwortungsvollen und ernsten Vorgang" gehandelt habe, "nicht um eine Wahl im strengen Sinn des Wortes". Kobia gegenüber drückte er die Hoffnung aus, dass er "diesen Ruf Gottes" annehmen werde und dankte Bakkevig für sein Engagement in der ökumenischen Arbeit.
In einer ersten Stellungnahme dankte Kobia für seine Wahl. Um die Befähigung zu erreichen, die Welt zu inspirieren, bedürfe es innerer Stärke. "Unsere Stärke liegt in unserer Einheit", sagte der afrikanische Pfarrer. Er erinnerte daran, dass der Ökumenische Rat zu aller erst eine Gemeinschaft von Kirchen sei. Seine wesentliche Aufgabe bestehe darin, einander gegenseitig zu sichtbarer Einheit im Glauben zu ermutigen.
Kobia zitierte ein afrikanisches Sprichwort: "Wenn du schnell gehen willst, gehe alleine. Doch wenn du weit gehen willst, gehe mit anderen". Er bete dafür, dass die Menschen in der ökumenischen Bewegung "gemeinsam sehr weit gehen" und sich gegenseitig bei ihren Bemühungen um christliche Einheit stärken, sagte der künftige Generalsekretär.
Kobia promovierte am St. Paul's College in Kenia und hat Diplome des McCormick Theological Seminary sowie des Massachussetts Institute of Technology in den USA. Er ist verheiratet und Vater zweier Töchter und zweier Söhne.
Der neue Generalsekretär verfügt über langjährige Erfahrungen in der Ökumene. Er war stellvertretender Vorsitzender der ÖRK-Kommission für das Programm zur Bekämpfung des Rassismus (1984-1991), half bei der Gründung der Nairobi-Friedensgruppe (1987) sowie der Vereinigung der Kirchenräte im östlichen und südlichen Afrika und führte 1991 den Vorsitz bei den Friedensgesprächen für den Sudan. Von 1999 bis Ende 2002 war Kobia Direktor des Arbeitsbereiches "Themen und Problembereiche" im ÖRK. Er ist Autor mehrerer Bücher zur Situation in Afrika.