USA bilden 2004 Schwerpunkt der ÖRK-Dekade zur Überwindung der Gewalt

Genf | 01.09.2003 | APD | Ökumene

Die USA bilden im kommenden Jahr den Schwerpunkt der vom Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) ausgerufenen weltweiten Dekade zur Überwindung der Gewalt (2001-2010). Diese Entscheidung traf der ÖRK-Zentralausschuss an seiner Sitzung in Genf.

Die Kirchen des Landes seien besonders gefordert, sich mit den vielfältigen Formen von Gewalt auseinander zu setzen, heisst es in dem Dokument, dass der Entscheidung zugrunde lag. Bei Themen im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg und der Rolle der USA auf Weltebene gebe es kircheninterne Meinungsverschiedenheiten. Zugleich müssten sich die Kirchen in den USA immer häufiger mit Problemen wie Rassismus, Armut und Waffenbesitz auseinandersetzen.

In dem Dokument wird die Auffassung vertreten, dass sich in jüngster Zeit die "Hassliebe" zu den USA verstärkt habe. "Man liebt den materiellen Komfort und die Ideale der Freiheit und der Demokratie, und man hasst ungerechte Verhältnisse und das einseitige und arrogante Vorgehen in regionalen und weltweiten Angelegenheiten". Die Macht der USA sei real und könne nicht umgangen werden, doch die Gesellschaft der USA sei vielfältiger und komplexer als es das Verhalten der US-Regierung und die Medien vermuten liessen. Armut, Gewalt, verschiedene Formen des Rassismus, die Beziehungen zwischen Gruppen verschiedener Religionen, Migration und mangelnde Chancengleichheit im Bildungswesen und auf dem Arbeitsmarkt seien Probleme, die von Schlagzeilen und Bildern in den Medien leicht in den Hintergrund gedrängt würden.

Der ÖRK-Dekadeschwerpunkt soll die Kirchen in den USA ermutigen, sich für Gerechtigkeit und Frieden einzusetzen und den Begriff der "Einen Welt" in den Vordergrund zu rücken. Im Zeitalter globaler Mobilität und Kommunikation seien gegenseitige Rechenschaft und Multilateralismus entscheidende Voraussetzungen einer tragfähigen Zukunft. Im Rahmen des Dekade-Studienprozesses sollen Fragen von Macht und Militarismus sowie wiedergutmachende Gerechtigkeit und Gemeinwesenaufbau als Möglichkeiten zur Überwindung von Gewalt behandelt werden. An die Kirchen in den USA aber auch weltweit wird appelliert, miteinander und mit lokalen Partnern neue Ansätze für den Umgang mit Gewalt in ihren jeweiligen Gemeinschaften zu entwickeln.

Die weltweite Dekade zur Überwindung von Gewalt war vom ÖRK zeitgleich mit der Friedensdekade der Vereinten Nationen ausgerufen worden. Zu den Zielen gehört nach Angaben des deutschen Zentralausschuss-Mitglieds Fernando Enns (Heidelberg) die Auseinandersetzung mit dem breiten Spektrum von direkter und struktureller Gewalt im persönlichen Umfeld, in Gemeinschaften und auf internationaler Ebene. Angesichts der Komplexität des Themas - auch Gewalt gegenüber der Schöpfung gehört dazu - werde es den Kirchen dabei jeweils selbst überlassen, wo und wie sie sich engagieren möchten, erklärte der Mennonitenpfarrer, der sich als Mitglied einer der historischen Friedenskirchen auf diesem Gebiet besonders engagiert.

Regionaler Schwerpunkt der ÖRK-Dekade 2002 waren Israel und Palästina, in diesem Jahr ist es der Sudan, wo sich die christlichen Kirchen in Zusammenarbeit mit dem ÖRK aktiv an Friedensverhandlungen beteiligen. Als Schwerpunkte für 2005 und 2006 legte der Zentralausschuss Asien und Lateinamerika fest.


Webseite der Dekade zur Überwindung von Gewalt:
http://www.wcc-coe.org/dov

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