"Das Historische Archiv der Siebenten-Tags-Adventisten in Europa, welches seit 1997 zur Theologischen Hochschule in Friedens-au bei Magdeburg gehört, will die Geschichte der Freikirche bewahren und Entwicklungen aufzeigen, um ihre Identität zu stärken und damit beizutragen, ihre Zukunft zu sichern“, erläuterte Dr. Daniel Heinz, Archivleiter und Dozent für Kirchengeschichte, Philosophie, Ökumenik und Religionsgeschichte. Das wissenschaftliche Zentralarchiv der europäischen Adventisten wird von der Euro-Afrika-Abteilung der Freikirche in Bern getragen und finanziert. Derzeit verfügt es über rund 3 500 archivierte Akten, die sich aus Originaldokumenten oder Fotokopien von Originalen sowie aus Film- und Fotomaterial zusammensetzen. Die Sammlung dokumentiert schwerpunktmässig Geschichte und Mission des Adventismus im Nahen Osten, in Nord-, Zentral- und Ostafrika sowie in einigen Ländern des Fernen Ostens.
Genutzt wird das Archiv von Gemeindegliedern und Pastoren, die Anfragen zu theologischen und adventistisch-geschichtlichen Themen haben oder Fragen zur Gründung und zum Ursprung von Ortsgemeinden stellen. Neben Studenten der Theologischen Hochschule steht das Archiv auch Theologen anderer Konfessionen zur Verfügung. So schrieb beispielsweise der evangelische Pfarrer Hermann Ruttmann seine Dissertation über die adventistische Reformationsbewegung in Deutschland und konnte dabei Quellen des Archivs nutzen. Gegenwärtig würden ingesamt acht Doktoranten betreut, so Heinz.
Die Herausgabe wissenschaftlicher Literatur, die die eigene Geschichte aufarbeitet und beleuchtet sowie ihre Bedeutung für die heutige Zeit herausstellt, ist ebenfalls Aufgabe und Verantwortungsbereich des Archivs. Bisher sind in diesem Rahmen acht Bände der Schrift-reihe "Adventistica“ beim Peter Lang Verlag erschienen, vier weitere sind in Vorbereitung, so "Die Haltung der Siebenten-Tags-Adventisten zum Militärdienst im 1. Weltkrieg“. Dr. Daniel Heinz arbeitet daneben auch an einem adventistischen Martyrologium, das heisst an einer biografischen Erfassung von adventistischen Opfern des Nationalsozialismus und des Stalinismus, die für ihre Glaubensüberzeugungen hingerichtet wurden beziehungsweise in Lagern ums Leben kamen. Das geschieht in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte der Universität München und der Sektion Friedens- und Pazifismusforschung der Russischen Akademie der Wissenschaften Moskau.
Das Archiv wird durch die Mitarbeit ehrenamtlicher Helfer und einer ABM-Kraft unterstützt. Auch Studenten arbeiten im Archiv und haben dadurch Gelegenheit, einen Teil ihres Studiums zu finanzieren. Das Archiv sei mehr als lediglich das Wissen, dass alles aufgehoben sei, betonte Dr. Heinz. "Es bedeutet vielmehr, sich seiner Geschichte bewusst zu sein, zu wissen woher man kommt, zu erfahren, warum man heute als Gemeinde und als Einzelner so lebt und glaubt, wie man es tut. Wir dürfen unsere Wurzeln nicht vergessen, genauso wie ein Baum seine Wurzeln zum Überleben braucht. Wir können aus den Fehlern und Erfolgen unserer Vorgänger lernen.“ Geschichte dürfe nicht vergessen werden, sondern müsse im Gedächtnis bleiben, damit sie nicht im Staub verschwinde, sondern immer wieder neu ins Leben greife. Denn nur dann habe sie Sinn, wenn aus ihr gelernt werde.