Eine äusserst seltene Lutherbibel ist in einem evangelischen Pfarrhaus im niederösterreichischen Wiener Neustadt entdeckt worden. Das Buch stammt aus der Druckerei von Hans Lufft in Wittenberg und wurde im Jahr 1545 - ein Jahr vor Luthers Tod - gedruckt.
Nach Angaben des Kirchenhistorikers Rudolf Leeb von der evangelisch-theologischen Fakultät der Universität Wien handelt es sich um eine der letzten Bibelausgaben, in die noch persönliche Korrekturen des berühmten Reformators eingeflossen sind. "Im vorliegenden Fall handelt es sich um jene Bibel, deren Textversion für die späteren Lutherbibeln über Jahrhunderte gleichsam kanonisch geworden ist, da sie die letzte war, die noch zu Lebzeiten Luthers gedruckt wurde", so die Expertise Leebs. Die ersten Seiten des Exemplars fehlen. Das Werk enthält die Gesamtbibel in zwei Teilen. In komplett erhaltenem Zustand umfasst der Druck 772 Blatt und ist mit Holzschnitten des so genannten "Meisters MS" illustriert. Die Identität dieses Künstlers konnte bis heute nicht geklärt werden. Am Gedenktag der Reformation, dem 31. Oktober, wurde die Bibel in Anwesenheit des niederösterreichischen Superintendenten Paul Weiland der Öffentlichkeit präsentiert und von der Gemeinde in die evangelische Kirche gebracht.