Im südfranzösischen Clapiers verstarb am 2. Februar 2004 im Alter von 92 Jahren der Jurist und Förderer der Religionsfreiheit, Dr. Pierre Lanarès. Der 1912 auf der Insel Madagaskar geborene Lanarès wirkte während über 44 Jahren in verschiedenen Ämtern der protestantischen Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten auf Madagaskar, in Frankreich und in der Schweiz. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Paris und Genf und der Ausbildung an der adventistischen theologischen Fakultät im französischen Collonges-sous-Salève war Lanarès als Pastor, Schuldirektor, Kirchenleiter, Schriftsteller, Radio- und Fernsehproduzent und im europäischen Verwaltungssitz der Freikirche in Bern tätig. Er stand dabei den Abteilungen für Radio und Fernsehen, Erziehung, Predigerausbildung sowie öffentliche Angelegenheiten und religiöse Freiheit vor.
Von 1966 bis 1982 amtierte Lanarès ausserdem als Generalsekretär der überkonfessionellen Internationalen Vereinigung zur Verteidigung und Förderung der Religionsfreiheit (IVVFR), mit Sitz in Bern. Sein Einsatz für die Religionsfreiheit führte ihn in zahlreiche europäische Staaten, nach Afrika, dem Mittleren Osten und in die USA. Neben der Pflege vielfältiger Kontakte zu wichtigen politischen und religiösen Persönlichkeiten, der Organisation von Konferenzen, Symposien und Expertengesprächen sowie der Herausgabe und Schriftleitung der internationalen Fachzeitschrift „Gewissen und Freiheit“ (ISSN 0259-0379) zählte auch die Förderung von religiöser Toleranz durch schulische Erziehung zu seinen Aufgaben. Dazu nutzte er seine rege Vortragstätigkeit in den Ländern der Frankophonie und die Zeit als Schuldirektor auf Madagaskar und in Frankreich. Bis zu seinem Ruhestand war Lanarès auch Professor an der theologischen Fakultät der Adventisten in Collonges-sous-Salève (Haute Savoie), in der Nähe von Genf. Schon vor über 20 Jahren machte Lanarès während einer internationalen Tagung die brisante Feststellung: "Der Terrorismus ist zu einem der mächtigsten Instrumente der modernen Kriegsführung geworden. Zu jeder Zeit und an jedem beliebigen Ort der Welt kann er uns zu Geiseln oder zu Opfern einer Gruppe von fest entschlossenen Menschen machen, die ihren Willen einem Staat aufzwingen wollen".
Wie der Präsident der europäischen Kirchenleitung der Adventisten, Pastor Ulrich Frikart (Bern), gegenüber APD betonte, ist das weltweite Eintreten für Religionsfreiheit seit über 100 Jahren fester und wichtiger Bestandteil der Menschenrechtspolitik seiner Freikirche. Frikart würdigte das langjährige internationale Engagement des Verstorbenen für die Glaubens- und Gewissensfreiheit, die Trennung von Staat und Kirche sowie seine pädagogischen Verdienste zur Förderung der religiösen Toleranz aus christlicher Sicht.