Der Schweizer Augenspezialist André Mermoud und sein Team von der Lausanner Universitäts-Augenklinik „Jules Gonin“ präsentierten eine Weltneuheit zur Behandlung des grünen Stars: Ein 3 Millimeter langes Röhrchen, das im Durchmesser nur gerade 50 Mikrometer (50 Tausendstel Millimeter) misst, wird ins Auge des Patienten implantiert. Privatdozent André Mermoud (44), ein adventistischer Christ, ist Leiter der Glaukom-Abteilung des zur Universität Lausanne gehörenden „Hôpital ophtalmique Jules Gonon“.
Der grüne Star entsteht durch übermässigen Druck der Flüssigkeit zwischen Hornhaut und Linse, teilte der Schweizerische Nationalfonds (SNF) mit, der dieses Forschungsprojekt fördert. Um den erhöhten Druck abzubauen, implantierten Mermoud und sein Team dem Patienten ein winziges Röhrchen ins Auge. Durch diesen Kanal kann das überschüssige Kammerwasser, das zum Überdruck führt, aus dem Auge abfliessen. Bisher wurden zehn Patienten mit dem neuen Verfahren behandelt. Bei allen hat sich – so der SNF - der Augeninnendruck stabilisiert.
Mermouds Technik stellt einen Meilenstein in der Geschichte chirurgischer Eingriffe beim grünen Star dar. Sie ist eine Weiterentwicklung einer bereits seit dem 19. Jahrhundert angewandten, unsanfteren Methode: Um den Augendruck abzubauen, wurde ein Stück der Iris weg geschnitten und ein Loch ins Auge gebohrt. Die Folge war ein ebenso abrupter wie unerwünschter Zusammenbruch des Augendrucks.Nach Informationen des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) sind allein in der Schweiz rund
100 000 Personen vom grünen Star betroffen, weltweit wird diese Zahl auf über 70 Millionen geschätzt. Die Krankheit schädigt im fortgeschrittenen Stadium den Sehnerv und kann zur Erblindung führen.
Nicht alle Menschen sind gleich anfällig für dieses Augenleiden. Neben genetischen Faktoren spielt auch die ethnische Zugehörigkeit eine Rolle. Während in den westlichen Ländern nur ein Prozent der Bevölkerung am grünen Star erkranken, beträgt die Krankheitsrate in Asien drei Prozent und bei einigen farbigen Völkern in Mittelamerika sogar bis zu 10 Prozent.
Der Augenspezialist war 2001 an der von einigen Schweizer Augenärzten gegründeten Stiftung „Vision for all“ beteiligt, die letztes Jahr den Bau einer Augenklinik in Mori, einem Dorf im südindischen Bundesstaat Andhra Pradesh, finanzierte. Dr. Mermoud, der seine Ferien in Mori verbringt, um dort unter den armen Bevölkerung kostenlose Augenoperationen durchführen, will insgesamt drei Monate in Indien arbeiten.