Evangelikale kritisieren amerikanische Politik, Kultur und Religiosität: "Wer Terror sät, erntet Terror"

Hamburg/Deutschland | 28.04.2005 | idea D | International

In scharfer Form haben zwei prominente evangelikale Theologen aus Süd- und Nordamerika, der Argentinier René Padilla (Buenos Aires) und der viele Jahre in Mexiko lebende US-Amerikaner Luis Scott (Wheaton bei Chicago), die Politik und das Christentum in den USA kritisiert.

Sind die Amerikaner zu unkritisch mit sich selbst?

In ihrem Buch "Terrorismus und der Krieg im Irak", das als Studienheft vom Evangelischen Missionswerk (Hamburg) herausgegeben wurde, heisst es unter anderem, die USA hätten mit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 als Nation das geerntet, was sie gesät hätten: "Wer Tod sät, erntet Tod; wer Terror sät, erntet Terror." Der Krieg der USA gegen den Terrorismus sei in Wirklichkeit "US-Terrorismus". Die Autoren plädieren für eine völlige Umorientierung der US-Aussenpolitik zugunsten von Weltfrieden und Gerechtigkeit. Der Baptist Padilla leitet die Theologengemeinschaft „Kairos“, Scott war 16 Jahre lang Missionar in Mexiko Stadt und gründete dort unter anderem die Evangelikale Freie Kirche von Mexiko. Zur Zeit arbeitet er als Direktor für Ethik am amerikanischen Wheaton-College.

11. September: Araber servierten "hässlichen Eintopf"

Im Krieg der USA gegen den Irak sehen die Autoren ein Beispiel für Staatsterrorismus. Dieser sei fester Bestandteil der US-Aussenpolitik. Sie werde allein von Wirtschaftsinteressen gelenkt: "Deshalb sollte niemand darüber erstaunt sein, wenn überall auf der Welt Ressentiments und sogar Hass gegenüber den Vereinigten Staaten wie eine Plage zunehmen." Zudem führe die Globalisierung zu einem ungezügelten Kapitalismus, der Ungerechtigkeit und Ungleichheit nähre. Wörtlich heisst es weiter: "Wenn man hierzu die Unterstützung der Politik der Vereinigten Staaten für den Staat Israel hinzufügt, hat man alle Zutaten für einen hässlichen Eintopf, der den Vereinigten Staaten am 11. September 2001 von einer Gruppe von fanatischen Arabern serviert wurde." Aus christlicher Perspektive sei jede Form des Terrorismus zu verurteilen, "sowohl derjenige, der Allah heraufbeschwört, als auch der vom Mammon inspirierte".

US-Kirchen huldigen zweifachem Götzendienst

Die US-Kirchen würden von zwei Formen des Götzendienstes beherrscht: dem Materialismus und dem Glauben an die Überlegenheit der eigenen Nation. Für Protestanten gehöre der amerikanische Lebensstil und das Evangelium zusammen wie siamesische Zwillinge. Die Autoren fragen sich, ob die Christen in den USA nicht stärker von diesen Götzen als von Jesus Christus und der Heiligen Schrift beeinflusst seien. Eine neue Glaubwürdigkeit könnten die Kirchen nur als "Kirche für die Armen von den Armen" erlangen. Indirekt vergleichen die Autoren die USA von heute mit dem untergegangenen Nazi-Deutschland. Der Nationalsozialismus habe die Deutschen blind gemacht. Genauso befänden sich die evangelikalen Kirchen in den USA heute an einem Scheideweg.

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