Katholischer Bischof würdigt Bibel als Quelle europäischer Identität

Goslar/Deutschland | 09.06.2005 | APD | Bibel

Der Erfurter römisch-katholische Bischof Joachim Wanke hat die Bedeutung der Bibel für das Menschenbild in Europa unterstrichen. In einem Gastreferat anlässlich der Vollversammlung der Deutschen Bibelgesellschaft (DBG) am 7. Juni in Goslar sprach Wanke zum Thema: "Die Bibel und die gemeinsame Werteorientierung in Europa". Wanke betonte, dass die Heilige Schrift zur Verbreitung und Festigung jener Werte beigetragen habe, die die europäische Kultur zu einer Weltkultur gemacht haben. Die Bibel sei Quelle der europäischen Identität. Die Sprachen des Kontinents seien von ihr bis in Wortschatz und Bildwelt hinein bestimmt. Als zutiefst bedauerlich bezeichnete es der katholische Bischof, dass der vorliegende EU-Verfassungsentwurf sich gescheut habe, die jüdisch-christlichen Wurzeln Europas in der Präambel ausdrücklich zu benennen. "Die Aufgabe einer Wertorientierung anhand der biblischen Texte bleibt auch für das Europa von heute", unterstrich Wanke. Die christliche Existenz werde in Zukunft verstärkt zu einer "Frage der persönlichen Neuentdeckung des Evangeliums".

Der Erfurter Bischof und ehemalige Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) zeigte sich überzeugt, dass der "Sozialismus" im Machtbereich der einstigen Kommunistischen Partei an seinem falschen Menschenbild gescheitert ist. Das eigentliche Wunder der "Wende" in der früheren DDR sei gewesen, "dass sich hier ein Menschenbild, so wie es uns im Ansatz die Bibel vermittelt, gegen das ideologische System durchgesetzt hat". Der konkrete Mensch in seinen Sehnsüchten und Hoffnungen sei stärker gewesen als ein ausgeklügelter Macht- und Sicherheitsapparat.

Zur Vollversammlung der Deutschen Bibelgesellschaft, die vom 6. bis 8. Juni in Goslar tagte, trafen sich rund 80 Vertreterinnen und Vertreter der regionalen Bibelgesellschaften, der Evangelischen Kirche in Deutschland sowie von evangelischen Freikirchen und christlichen Werken. Für die Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland nahm Pastor Bruno Liske teil.

Die Generalsekretäre der Bibelgesellschaften in Polen und Finnland, Malgorzata Platajs und Dr. Markku Kotila nahmen als Gastreferenten zum Thema Bibel und Europa Stellung.

Frau Platajs berichtete über Erfahrungen bibelgesellschaftlicher Arbeit in einem römisch-katholischen Land, Dr. Kotila befasste sich mit der Bibel und den nationalen Bibelgesellschaften im zusammenwachsenden Europa. Der Theologe Professor Miltiadis Konstantinou aus Thessaloniki referierte über die Deutung des Alten Testaments in der Liturgie und Ikonographie orthodoxer Kirchen.

Als kirchliche Stiftung öffentlichen Rechts ist die Deutsche Bibelgesellschaft 1981 aus dem Zusammenschluss von Evangelischem Bibelwerk und Deutscher Bibelstiftung entstanden. Sitz ist Stuttgart. "Übersetzung, Herstellung und Verbreitung der Bibel" nennt die Satzung als Aufgaben. Darüber hinaus fördert sie die Bibelmission, das Bibellesen und die Kenntnis der Heiligen Schrift. Bei der Deutschen Bibelgesellschaft erscheinen die Lutherbibel im Auftrag der Evangelischen Kirche in Deutschland und die Gute Nachricht Bibel als moderne Übersetzung in zeitgemässer Sprache. Zu den 700 Titeln des Verlages zählen ausserdem wissenschaftliche Ausgaben, Hörbibeln, elektronische Medien, fremdsprachige Bibeln und Kinderbibeln.

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