Religion spielt in der US-Politik eine weit größere Rolle als in anderen westlichen Ländern. Das ist das Ergebnis einer Befragung des Meinungsforschungsinstituts "Ipsos" zur Religiosität in zehn Ländern. Laut der Studie im Auftrag der Nachrichtenagentur Associated Press (AP) gaben 84 Prozent der US-Amerikaner an, dass ihr Glauben eine große Rolle in ihrem Leben spiele. 37 Prozent erklärten, Religionsvertreter sollten versuchen, Einfluss auf Politiker auszuüben.
Die US-Verfassung schreibt im Sinn des "aufgeklärten" 18. Jahrhunderts eine strikte Trennung von Religion und Staat vor. Dennoch ist die Verflechtung von religiösen Anschauungen und politischen Entscheidungen eng. Jüngste Beispiele sind der US-Präsidentschaftswahlkampf im vergangenen Herbst, die Euthanasie-Auseinandersetzung um Terri Schiavo sowie die Konflikte um die "Homo-Ehe".
Am wenigsten religiös zeigten sich der Umfrage zufolge die Westeuropäer. In Deutschland erklärten 54 Prozent, Religion sei wichtig für ihr Leben; 46 Prozent hielten sie für nicht wichtig. Noch niedriger wurde die Bedeutung von Religion in Spanien (46 zu 52), Großbritannien (43 zu 57) und Frankreich (37 zu 63) angegeben. Lediglich in Italien (80 zu 19) und in Mexiko (86 zu 14) habe es ähnlich hohe Werte bei der persönlichen Religiosität wie in den USA (84 zu 14) gegeben. Allerdings hätten sich die Mexikaner mit großer Mehrheit gegen ein religiöses Lobbying in der Politik ausgesprochen. In Mexiko gilt seit Mitte des 19. Jahrhunderts eine strenge Trennung von Staat und Kirche im Sinn des bürgerlichen Liberalismus.
Die Umfrage wurde "Ipsos" zufolge im Mai in den USA, Mexiko, Kanada, Australien, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien und Südkorea durchgeführt. In Deutschland stimmten lediglich 22 Prozent der Aussage zu: "Ich weiß, dass Gott existiert, und habe keinerlei Zweifel daran". In Italien waren dies 50 Prozent, in den USA 70 und in Mexiko 80 Prozent. 33 Prozent der Deutschen erklärten: "Ich glaube nicht an einen personalen Gott, aber ich glaube an eine bestimmte höhere Macht".