Eine öffentliche Gastvorlesung über das Selbstverständnis des Judentums und die Auswirkungen des Christusglaubens auf Juden hielt Rebbe Baruch ben Mordechai Kogan (Berlin) an der Theologischen Hochschule der Siebenten-Tags-Adventisten in Friedensau bei Magdeburg. Der Dozent, 1963 in Odessa (Ukraine) geboren, lebte mehrere Jahre in Israel, bis er 1978 nach Berlin zog, wo er Wirtschaftsingenieurwesen, Geschichte und Sprachen studierte. Gleichzeitig erfuhr er eine religiöse Ausbildung bei jüdischen Gelehrten. Seit 2002 ist er Rabbiner der Synagogengemeinde „Freude am Baum des Leben“ in Berlin. Rebbe Baruch ben Mordechai Kogan gehört dem messianischen Judentum an, das sich als Teil des Judentums versteht, aber mit den Christen den Glauben an Jesus als Messias teilt. Aufgrund der Aufnahme von jüdischem und christlichem Lehrgut befinden sich messianische Juden in einer aussergewöhnlichen Position zwischen den beiden eng verwandten Religionen.
Messianische Juden feiern grundsätzlich alle jüdischen Feste des "Tanach", (von Christen als Altes Testament bezeichnet) wie Pessach, Sukkot, und Schawuot sowie den biblischen Sabbat. Typisch für die Messianischen Juden ist auch ihr eigener Sprachgebrauch. Die gängigen Namen wie Jesus und Paulus, die sich durch die griechische und lateinische Sprache im Christentum durchgesetzt haben, werden von ihnen abgelehnt, sie verwenden durchgehend die hebräischen Namensformen.
Die Mitgliedschaft in einer messianisch jüdischen Gemeinde ist gemäss dem Neuen Testament (B'rit Hadasha) sowohl für Juden als auch für Nichtjuden möglich.
Theologisch stehen die messianischen Juden den evangelikalen Christen nahe. Doch gibt es gerade in Israel einige messianische Juden, die von der römisch-katholischen Kirche unterstützt werden.
Messianische Juden werden oft fälschlicherweise auch als Judenchristen bezeichnet. Diesen Begriff lehnen sie jedoch ab. Der Grund dafür ist, dass der Begriff Judenchristen ein historischer Begriff ist, der für das Urchristentum, ausgehend von der Jerusalemer Urgemeinde, verwendet wird. Judenchristen sind somit Juden aus dem 1. Jahrhundert, die Jesus Christus als den versprochenen Messias gesehen haben. Da diese Gruppe ab dem 2. Jahrhundert mit der zunehmenden Christianisierung im Römischen Reich immer mehr an Bedeutung verlor, lässt sich keine Tradition von an Jesus glaubende Juden über die Jahrhunderte feststellen. Messianische Juden hingegen sind eine relativ neue religiöse Bewegung aus dem 20. Jahrhundert. Darüber hinaus sehen sie im Begriff "Christen" eine irreführende Fremdbezeichnung. Also auch wenn sie von Christen als Glaubensbrüder und -schwestern anerkannt werden, lehnen sie es oft kategorisch ab, sich als "Christen" zu bezeichnen, oder bezeichnen zu lassen.