Vertreter der Weltkirchenleitung (Generalkonferenz) der Siebenten-Tags-Adventisten und der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA) trafen sich zu theologischen Gesprächen vom 8. bis 11. August im Internationalen Baptistischen Theologischen Seminar (IBTS) in Prag.
Obwohl in den letzten 50 Jahren verschiedene informelle Kontakte bestanden, war es das erste offizielle Treffen beider Weltgemeinschaften. Aufgrund dieser Kontakte ergab sich der jetzige Dialog, der zu einem besseren gegenseitigen Verständnis der theologischen Positionen führen, Klischeevorstellungen abbauen, die jeweiligen Glaubensgrundlagen klarlegen, tatsächliche und vermeintliche Spannungspunkte erkennbar machen und mögliche Bereiche für eine Zusammenarbeit erkunden sollte.
Zur Gesprächsdelegation der Weltweiten Evangelischen Allianz gehörten Dr. Rolf Hille, Vorsitzender der Theologischen Kommission der WEA, Dr. Jürg Buchegger, Pastor James Kautt, Dr. Herbert Klement, Dr. Ian Randall und Dr. Reinhard Hempelmann.
Die adventistische Kirche war beim Dialog durch Dr. John Graz, Generalsekretär des Rates für zwischenkirchliche und interreligiöse Beziehungen der Generalkonferenz, Dr. Niels-Erik Andreasen, Dr. Bert B. Beach, Dr. Kwabena Donkor, Dr. King-Yi Eugene Hsu, Dr. William G. Johnsson, Dr. Teresa Reeve und Dr. Angel Manuel Rodríguez vertreten. Den Vorsitz der Gesprächsrunde hatten Dr. Rolf Hille und Dr. John Graz gemeinsam.
Die Gespräche wurden durch Referate und Präsentationen ergänzt, in denen sich die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten und die Weltweite Evangelische Allianz selbst darstellten. Die Delegierten diskutierten aus der Glaubensbasis der Evangelischen Allianz das Bekenntnis zur Heiligen Schrift, zur Dreieinigkeit Gottes, zu Christus als dem Herrn, zur Rechtfertigung durch den Glauben, zur Wiedergeburt des Menschen, zum Priestertum aller Gläubigen und zum Glauben an die Wiederkunft Jesu. Die Referate der adventistischen Theologen behandelten die Themen "Bibelauslegung", "Die Gebote, das Evangelium und der Sabbat" sowie "Beziehungen zu anderen Kirchen".
Die Teilnehmer pflegten gemeinsame Andachten und Gebetsgemeinschaften. "Der Dialog offenbarte ein grosses Mass an Übereinstimmung zwischen der Glaubensbasis der Allianz und den Glaubensüberzeugungen der Adventisten", heisst es in der Abschlusserklärung der Prager Gespräche. Die Begegnung habe im Geist der Treue und Ehrfurcht vor Gott stattgefunden. Beide Dialogpartner hätten einen festen Glauben an die Inspiration und Autorität der Bibel sowie die gemeinsame Sorge um ein vereintes christliches Zeugnis in einer Zeit des zunehmenden Säkularismus und religiösen Pluralismus geteilt.
Zum Abschluss des Treffens wurden die Einzelheiten für eine zweite Konsultation festgelegt, die vom 6. bis 10. August 2007 auf dem Gelände der adventistischen Andrews Universität in Berrien Springs, Michigan/USA, stattfinden soll. Dort sollten unter anderem die folgenden Themen besprochen werden: Die Rolle und Autorität von Ellen G. White (Mitbegründerin der Freikirche), das adventistische Verständnis der biblischen Apokalyptik einschliesslich der Lehre vom Gericht vor der Wiederkunft Jesu und der Lehre der "Übrigen" als Gottes Volk sowie Tendenzen innerhalb der evangelikalen Bewegung.
Die Weltweite Evangelische Allianz repräsentiert etwa 420 Millionen evangelikale Christen in 127 Staaten. Zur Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten zählen 15 Millionen Mitglieder und 20 Millionen Zugehörige in 204 Ländern. In Deutschland gibt es 36.000, in der Schweiz 4.300 und in Österreich 3.700 Mitglieder.
Die Adventisten haben bisher auf Weltebene bilaterale Gespräche mit dem Lutherischen Weltbund (1994-1998), dem Ökumenischen Patriarchat in Istanbul (1996), dem Reformierten Weltbund (2001), dem Päpstlichen Rat für die Einheit der Christen (1999-2003) und der Heilsarmee (2004-2005) geführt.