Wie die Staatsanwaltschaft in Istanbul mitteilte, stellt die türkische Justiz ihre "Ermittlungen" gegen den griechisch-orthodoxen Erzbischof von Konstantinopel und Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. wegen des Gebrauchs des historischen Titels "Ökumenischer Patriarch" ein. Zu einer strafrechtlichen Verfolgung des Patriarchen wegen einer Rede im Juli bestehe kein Anlass, so die zuständigen Justizbehörden.
Die Staatsanwaltschaft des Istanbuler Stadtteils Beyoglu ermittelte seit Juli gegen Bartholomaios I., weil er in einer Ansprache beim Welttreffen der Jugend des Ökumenischen Patriarchats in Istanbul seinen Anspruch auf den Titel bekräftigt hatte. Wie die Nachrichtenagentur Kathpress (Wien) berichtet, hatte das Oberste Berufungsgericht der Türkei dem Kirchenoberhaupt in einem Grundsatzurteil im Juni das Recht abgesprochen, diese Bezeichnung zu führen. Das Patriarchat unterstehe den türkischen Gesetzen, nach denen es keine rechtliche Grundlage für die Bezeichnung "ökumenisch" gebe, entschied das Gericht damals in einem Rechtsstreit zwischen dem Patriarchat und einer bulgarisch-orthodoxen Pfarre in Istanbul.
"Das Patriarchat ist seit dem 6. Jahrhundert ökumenisch", sagte Bartholomaios I. dagegen in seiner Rede im Juli. Das sei "ein historischer Titel, den die ganze Welt kennt". Ein Funktionär der bulgarisch-orthodoxen Pfarre erstattete daraufhin Strafanzeige wegen Missbrauchs eines religiösen Amtes.
Der Titel "ökumenisch" ist seit vielen Jahren ein Konfliktthema zwischen dem Patriarchat und den türkischen Behörden, die diese Bezeichnung strikt ablehnen. Sie sehen den Patriarchen von Konstantinopel lediglich als Oberhaupt der griechisch-orthodoxen Minderheit im Land, wobei die türkische Bezeichnung "römisch-orthodox" (rum-ortodoks) lautet.
Laut Kathpress hatte die Vorgangsweise der Behörden in Istanbul im Aussenministerium in Ankara zu verzweifeltem Händeringen geführt, weil es massive Interventionen aus aller Welt gab und der türkischen Justiz eine dramatische Blamage bevorstand.