Mit 170 Mönchen, 550 Studenten und über 1.000 Studenten im Fernstudium ist das vom Heiligen Sergij von Radonesch im Jahre 1340 gegründete russisch-orthodoxe Dreifaltigkeitskloster Sergijew Possad 80 Kilometer nordöstlich von Moskau das bedeutendste Zentrum orthodoxer Spiritualität und Lehre Russlands. Wie der stellvertretende Rektor und Geschäftsführer der seit 1814 im Klosterkomplex angesiedelten Moskauer Geistlichen Akademie, Hegumen Wassijan Zmejew, einer Gruppe ausländischer Journalisten mitteilte, wachsen die Studentenzahlen weiter an. Nachdem das Kloster während der Zeit der sowjetischen Herrschaft geschlossen war, blühe es seit Beginn der neunziger Jahre erneut auf.
Neben der Geistlichen Akademie, an der auch Laientheologen studieren können, unterhält das Kloster ein Priesterseminar und eine Ikonenmalschule. Die meisten ausländischen Studenten kommen aus Serbien und Bulgarien, einige auch aus dem deutschsprachigen Raum.
Von der Bedeutung des Klosters zeuge laut Zmejew auch die prominente Leitung. Ehrenabt ist der Patriarch von Moskau, Aleksij II., geleitet wird es von seiner "rechten Hand", Erzbischof Ewgenji.
In den ehemaligen Wohnräumen des russischen Zaren, die ebenfalls zur weitläufigen Klosteranlage zählen, ist heute ein Museum untergebracht, welches neben der Geschichte des Klosters in einem eigenen Raum auch über die römisch-katholische Kirche informiert. Dies sei notwendig, so Zmejew, da selbst unter den orthodoxen Studenten eine "große Unwissenheit" über die katholische Kirche herrsche.
Die weltbekannte Klosteranlage wurde im Zuge der russischen Revolution 1917 verstaatlicht. Die Mönche flohen oder versteckten sich, zahlreiche wurden ermordet. Zu Sowjetzeiten wurde die Stadt und das Kloster zu Ehren des Revolutionärs W. Sagorski in Sagorsk umbenannt. Erst im Jahr 1943 konnte mit der Wiedereröffnung des Klosters das religiöse Leben erneut aufgenommen.Von 1946 bis 1988 war das Kloster Sitz des Patriarchen von Moskau und ganz Russland. Seit 1993 gehört es zum UNESCO-Weltkulturerbe. Aufgrund seiner Bedeutung sowie seiner architektonischen Besonderheit wurde es zur "Lawra" erhoben, ein Ehrentitel, den nur wenige Klöster in Russland und in der Ukraine tragen, darunter das Alexander-Newski-Kloster in St. Petersburg, das Kiewer Höhlenkloster, das Himmelfahrtskloster von Potschajew sowie das Himmelfahrtskloster von Swjatogorsk.
Nach dem Besuch der Klosteranlagen in Sergeij Possad und deren theologischen Einrichtungen trafen die Journalisten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in Moskau auch mit wichtigen Vertretern der russischen Kirchen zusammen. An der Informationsreise nahmen unter anderem Vertreter des ORF Hörfunk sowie der Nachrichtenagenturen APA (Wien), APD (Basel) und Kathpress (Wien) teil.