Roms Sicht anderer Kirchen "wie eine kalte Dusche"

Goslar/Deutschland | 23.10.2007 | APD | Ökumene

Die Kirchen werden ihrem Auftrag besser gerecht, wenn sie ihn als gemeinsame Aufgabe verstehen. Darauf hat der Catholica-Beauftragte der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Dr. Friedrich Weber (Wolfenbüttel), aufmerksam gemacht. "Unser Wort wird kräftiger, wenn wir es gemeinsam sagen", betonte er in seiner Analyse vor der Generalsynode der VELKD am 22. Oktober in Goslar über aktuelle Entwicklungen in der römisch-katholischen Kirche. Das Funktionieren der Ökumene auf den Ebenen des praktischen Miteinanders in Gemeinden und Kirchenkreisen sei der "Normalfall". Zur "guten gelebten Ökumene" auf diesen Ebenen gehöre auch die "funktionierende Zusammenarbeit auf manchen Feldern der Diakonie, der Bildung des Dienstes an Kindern und Jugendlichen und selbst der Seelsorge". Insbesondere dort, wo eine der beiden Kirchen in einer deutlichen Diasporasituation sei, sei es üblich, dass Gemeindeglieder manche Dienste der anderen Kirche in Anspruch nähmen.

Der Braunschweiger Landesbischof monierte, dass die letzte Veröffentlichung der römisch-katholischen Glaubenskongregation – "Antworten auf Fragen zu einigen Aspekten bezüglich der Lehre von der Kirche" – "ärgerlich und traurig" mache. "Ärgerlich, weil dadurch, dass uns immer wieder gesagt wird, wir seien aus der Sicht Roms keine Kirche, immer wieder auch Wunden aufgerissen werden und Abkühlung entsteht." So ein Dokument wirke wie eine "kalte Dusche". Traurig mache der Text aus folgenden Gründen: "Zum einen, weil sich die römisch-katholische Kirche damit selbst isoliert." Indem die eigene Sicht absolut gesetzt und damit die notwendig anzuerkennende Perspektivität geisteswissenschaftlicher Aussagen negiert werde, verabschiede sich der Vatikan aus dem Kreis ernst zu nehmender wissenschaftlicher Theologie. Zum anderen, weil solche Dokumente – "wahrscheinlich bewusst und gewollt – vor allem auf die wachsende Zahl in den eigenen Reihen zielen, die ökumenisch voran wollen, vor allem in den Gemeinden". Unabhängig von der ausgelösten Verärgerung sollten wir "das Unsrige dafür tun, das Klima durch den Text der Glaubenskongregation nicht weiter abkühlen zu lassen", empfahl der Catholica-Beauftragte.

Der Bericht des Catholica-Beauftragten kann im Internet unter www.velkd.de abgerufen werden.

Die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) ist ein Zusammenschluss von acht Landeskirchen. Ihr gehören an: Bayern, Braunschweig, Hannover, Mecklenburg, Nordelbien, Sachsen, Schaum­burg-Lippe und Thüringen. Die VELKD repräsentiert rund 10,4 Millionen Gemeindeglieder. Leitender Bischof ist Landesbischof Dr. Johannes Friedrich (München), Landesbischof Jochen Bohl (Dresden) sein Stellvertreter. Dem Amt der VELKD in Hannover steht der Leiter Dr. Friedrich Hauschildt vor. Einmal jährlich tagt im Oktober die Generalsynode der VELKD. Dieses Gremium umfasst 62 Vertreter aus den Gliedkirchen der VELKD. An der Spitze der Generalsynode steht als Präsident Richter Dirk Veldtrup (Hannover).

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