Der Historiker Ernst Ludwig Ehrlich, einer der bekanntesten Vertreter des christlich-jüdischen Dialoges, ist nach Angaben seiner Familie am 21. Oktober im Alter von 86 Jahren in Riehen bei Basel, wo er seit 1943 wohnte, verstorben.
Der jüdische Gelehrte wurde 1921 in Berlin geboren, studierte nach dem Abitur von 1940 bis 1942 an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums von Rabbiner Leo Baeck. Nach Schliessung der Hochschule durch die Nazis und Zwangsarbeit von 1942 bis 1943 gelang ihm die Flucht in die Schweiz, deren Staatsbürger er bis zu seinem Tod behielt.
Der Basler Judaist und Historiker war Ehrenpräsident der jüdischen Organisation B'nai B'rith in Europa und Träger mehrerer Ehrendoktorate und verschiedenster hoher Auszeichnungen. 1958 erhielt er den Leo Baeck Preis, 1976 die Buber-Rosenzweig-Medaille. Vor wenigen Monaten nahm er in Berlin in einer bewegenden Feier den Israel-Jacobson-Preis 2007 entgegen, mit dem die liberalen jüdischen Gemeinden in Deutschland "Meilensteine des liberalen Judentums" würdigen. Ehrlich galt als überzeugter Europäer.
Während des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) war er als jüdischer Berater von Kardinal Augustin Bea tätig. Ehrlich amtierte auch als Co-Präsident der christlich-jüdischen Arbeitsgemeinschaft beim Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund (SEK) und der Jüdisch-Römisch-Katholischen Gesprächskommission der Schweizerischen Bischofskonferenz.