Eine Gastvorlesung zum Thema "Religionen für den Frieden?" hielt der frühere lutherische Bischof in Oslo und derzeitiges Mitglied des Nobel-Friedenspreis-Komitees, Gunnar Staalsett, am Newbold College der Siebenten-Tags-Adventisten in Bracknell westlich von London. Er forderte die Zuhörer auf, sich mit den gegenwärtigen Problemen in dieser Welt, wie Armut, Hunger, Krieg und Aids, auseinanderzusetzen. Gläubige Menschen, einschliesslich Christen, seien nicht immer die Vorkämpfer für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte gewesen.
Die Konflikte seit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges hätten nicht nur den Hass zwischen den Anhängern der auf Abraham zurückgehenden Religionen offenbart, sondern auch Feindseligkeiten unter Christen, für die sie sich eigentlich schämen müssten. "Ist all' das, was wir im Namen Gottes unterstützt haben, wirklich von Gott gewesen?", fragte er. Es gebe keine Rechtfertigung für Menschen, die andere im Namen Gottes töteten, betonte Staalsett. Ob Religion wirklich für den Frieden förderlich sei, beantwortete er am Schluss seiner Vorlesung: "Beim Streben nach Frieden brauchen wir mehr Religion. Beim Lösen von Konflikten ist dagegen weniger Religion besser."
Staalsett amtierte von 1985 bis 1994 als Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (LWB), mit Sitz in Genf. Der Norweger setzt sich, als Vizepräsident der International Religious Liberty Association (IRLA), seit Jahren auch für das Menschenrecht der Glaubens- und Gewissensfreiheit ein.