Pastor Matthew Bediako (Silver Spring, Maryland/USA), Generalsekretär der Weltkirchenleitung der Siebenten-Tags-Adventisten, hat an die politisch Verantwortlichen, die Leiter der Religionsgemeinschaften und die Stammesführer in Kenia appelliert, "zusammenzukommen, um einen Weg zur Versöhnung zu finden". Gewalt führe nur zu Opfern, von denen viele unschuldige Kinder seien, betonte Bediako in einer Fernsehansprache im kircheneigenen "Hope Channel". "Als christliche Kirche appellieren wir an alle Kenianer, Solidarität zu schätzen und die biblischen Prinzipien des Friedensstiftens, der Vergebung und der Versöhnung über die Stammeszugehörigkeit zu stellen." Der aus Ghana stammende Generalsekretär forderte die adventistischen Kirchenleiter und -mitglieder trotz unterschiedlicher Stammeszugehörigkeit auf, "ein Beispiel der Einigkeit" zu sein.
Bei den blutigen Unruhen in Kenia sind nach offiziellen Angaben fast 700 Menschen getötet worden. Die Unruhen wurden durch den unklaren Ausgang der Präsidentenwahl vom 27. Dezember ausgelöst, nach der sowohl Staatschef Mwai Kibaki als auch Oppositionsführer Raila Odinga den Wahlsieg für sich beanspruchen. Internationale Vermittlungsbemühungen um eine friedliche Lösung des Streits um die Präsidentenwahl sind bislang gescheitert.
Nach Ausbruch der Unruhen war die Baraton Universität der Siebenten-Tags-Adventisten in Eldoret/Kenia von einem Mob belagert worden, so dass sich etwa 400 Angehörige des Kikuyu-Stammes sowie Ausländer unter den Studenten und Hochschulmitarbeitern nicht mehr sicher fühlten. Sie konnten von der Polizei evakuiert werden. An der Baraton Universität sind rund 2.000 Studenten in Biologie, Betriebswirtschaft, Technologie, Mathematik, Physik, Geografie, Geschichte, Sprachen, Krankenpflege, Soziologie und Theologie eingeschrieben.
In Kenia leben über 583.000 erwachsen getaufte Siebenten-Tags-Adventisten in 3.564 Gemeinden, die von 255 Pastoren betreut werden. Ausser der Universität unterhält die dortige Freikirche eine pädagogische Hochschule, vier Gymnasien, drei Mittelschulen, 18 Grundschulen, zwei Krankenhäuser, 39 Kliniken und ein Verlagshaus.
Erste Hilfe für von Unruhen betroffene Kenianer
Die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA in Kenia hat unterdessen im Jamhuri Park und im Kibera Stadtteil von Nairobi an rund eintausend von den Unruhen nach den Präsidentschaftswahlen betroffene Familien zwölf Tonnen Mais verteilt. Ausserdem erhielt jede Familie einen Ofen, Holzkohle und Kochtöpfe. ADRA arbeitet bei den Hilfsmassnahmen unter anderem mit dem Kenianischen Roten Kreuz, mit "Food for the Hungry International" (FHI) und dem Catholic Relief Service (CRS) zusammen. In Kenia sollen über 100.000 Menschen aus Angst vor Übergriffen ihre Häuser verlassen haben.