Das Forum abrahamitischer Religionen in Österreich befasste sich an ihrer Arbeitssitzung am 31. Januar im Zentrum der syrisch-orthodoxen Kirche in Wien mit Fragen des Religionsunterrichtes und der Ausbildung von Religionslehrern sowie mit den Reaktionen auf islamfeindlichen Äusserungen rund um die Gemeindewahlen in der steiermärkischen Landeshauptstadt Graz.
Eine Politikerin der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) und promovierte Juristin legte im Wahlkampf ihre Sicht auf den Propheten Mohammed, den Koran und den Islam vor der Wahl öffentlich dar. Sie bezeichnete Mohammed als einen Kinderschänder, der den Koran im Rahmen von epileptischen Anfällen geschrieben habe. Des Weiteren warnte sie vor dem "islamischen Einwanderungs-Tsunami" und wünschte den Islam "zurück ans Mittelmeer".
Das Forum begrüsste die klare Abweisung dieser islamfeindlichen Wahlkampf-Entgleisungen durch den Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), einzelne Kirchen und verschiedene Institutionen. Das gemeinsame öffentliche Auftreten der Kirchen, der israelitischen Kultusgemeinde und der Islamischen Glaubensgemeinschaft zu Fragen der Integration zeige, dass das Vertrauen zwischen den Kirchen und den Religionen in Österreich gewachsen sei. Dass dabei mit einer Stimme gesprochen werden konnte, sei ein erfreuliches und ermutigendes Zeichen, betonte das Forum in einer Medienmitteilung.
Vertreter der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGIÖ), der offiziellen Vertretung für die religiösen Belange der in Österreich ansässigen Muslime, informierten das Forum über den Stand der Bemühungen um eine neue Verfassung und den damit zusammenhängenden Vorbereitungen für die Wahl eines neuen Präsidenten als Nachfolger oder Nachfolgerin des noch amtierenden Präsidenten Prof. Anas Schakfeh. Die Anerkennung der Anhänger des Islams als Religionsgesellschaft erfolgte 1912 auf Grund des Islamgesetzes. 1979 genehmigte die Regierung die derzeit gültige Verfassung der IGGIÖ.
Nach Schätzung der IGGIÖ lebten 2006 zwischen 390.000 und 400.000 Muslime in Österreich, was einem Bevölkerungsanteil von 4,9 % entspricht.