Der neu gewählte Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz Deutschlands, der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, erwartet von der Türkei die Gewährung voller Religionsfreiheit. Andernfalls könne das Land nicht der Europäischen Union beitreten, sagte Zollitsch nach der Frühjahrsvollversammlung der deutschen Bischöfe in Würzburg.
So wie die Kirche in Deutschland für die Religionsfreiheit der Muslime eintrete, erwarte sie auch von muslimischen Ländern, dass sie den dort lebenden Christen die Ausübung ihrer Religion ermöglichen, erklärte Zollitsch gegenüber "Kathpress". Über einzelne Umsetzungsschritte bis zu diesem Ziel könne geredet werden.
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die katholische Deutsche Bischofskonferenz (DBK) haben die deutsche Regierung aufgefordert, der Türkei deutlich zu verstehen zu geben, dass sie in ihrem Streben nach EU-Mitgliedschaft nicht umhinkommen werde, den religiösen Minderheiten die Rechte zu gewähren, die von Muslimen in EU-Staaten selbstverständlich in Anspruch genommen würden. Der Vorgänger von Zollitsch, Kardinal Karl Lehmann, und der EKD-Ratsvorsitzende, Bischof Wolfgang Huber, hatten gemeinsam betont, dass es für Christen in der Türkei keine Religionsfreiheit gebe.
"Von mir aus könnte man sogar in Rom eine Moschee bauen, die höher ist als der Petersdom", hatte der Mainzer Bischof Kardinal Lehmann in einem Interview erklärt. "Aber ich möchte dann im Gegenzug auch nicht verhaftet werden, wenn ich in Saudi-Arabien eine Messe lese." Von einer freien Religionsausübung für Christen könne auch in der Türkei kaum die Rede sein. Dort gehe das Mass an Duldung sogar eher zurück. "Das bestärkt uns auch, künftig stärker in die Offensive zu gehen und für die Rechte religiöser Minderheiten einzutreten", sagte Lehmann.