"Die Russische Allianz lebt, und ihre Arbeit erweitert sich gut und sehr schnell", sagte der Vorsitzende der Russischen Evangelischen Allianz (REA), Wladimir Rjagusow, nach ihrer fünften nationalen Jahrestagung Ende Februar in Moskau. Zu ihr kamen rund 55 Vertreter aus 15 Kirchen und Werken ins Gemeindezentrum der Siebenten-Tags-Adventisten in der Krasnoayarskaya Strasse.
Pastor Rjagusow, ein baptistischer Theologiedozent, der gerade nach einjährigem Studienaufenthalt in Deutschland nach Moskau zurückgekehrt ist, erzählte ferner: "Unsere Arbeit weitet sich aus. Eigentlich war der erste Tag wie früher. Doch unerwartet gut war der zweite Tag, an dem 35 Vertreter aus acht Regionalallianzen sehr engagiert von ihrer Arbeit vor Ort berichteten." Wider Erwarten seien neben Izhewsk (Region Udmurtien) Jekaterinburg und Tscheljabinsk (Ural), Nowosibirsk und Kemerowo (Westsibirien) und Nizhny Nowgorod auch noch Togliatti (Region Mittlere Wolga) und Stary Oskol (Region Belgorod) vertreten gewesen. In Togliatti arbeite die kleine presbyterianische Gemeinde führend mit. Rjagusow: "Noch im Herbst sollen möglichst viele Regionalallianzen besucht werden, um sie zu ermutigen und motivieren. Sie brauchen unsere Ratschläge."
Mit dabei in Moskau waren auch drei Kirchenvertreter aus Kirgisistan, wo eine verschärfte Reglementierung der Protestanten durch den islamischen Staat ihr gemeinsames Auftreten besonders erforderlich mache. Noch im März soll eine aus Russen und Deutschen bestehende Allianz-Delegation das mittelasiatische Land besuchen.
Der erste Tag unter der Bibellosung "Herr, was soll ich tun?" war von einem hohen Mass an Selbstkritik gekennzeichnet. Juri Sipko (Moskau), Präsident der Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten, bemängelte: "Trotz unseres hohen geistlichen Anspruchs haben wir uns erlaubt, andere zu demütigen und zu verletzen. Auch innerhalb unserer eigenen baptistischen Familie fehlt die Einigkeit. Im Verhältnis zum Nächsten überwiegen Bosheit, eine verweigerte Verzeihung und niederträchtige Ausfälle. Das ist unsere Niederlage und Schwäche; das schmerzt Christus und rührt ihn zu Tränen." Spiko fuhr fort: "Für den Kampf gegen das Böse sind wir noch nicht reif. Wir bekämpfen statt dessen den, der neben uns steht."
Der Gefängnisseelsorger Alexei Naidion beklagte, dass einheimische Missionare ihren konfessionellen Streit bis in die Gefängnisse hineintragen. Er appellierte an die Leiter der führenden Kirchen, eine Verkündigungsart zu finden, die "Neubekehrte nicht in die zwischenkirchliche Polemik hineinzieht". Der methodistische, aus Finnland stammende Bischof Hans Växby (Moskau) merkte an, dass in der Verkündigung eine besonders verständliche Sprache erforderlich sei. Dem Zuhörer müsse es leicht gemacht werden, "die Tür zu finden und durch diese Tür hindurchzugehen".
Das Einrichten eines ständigen Moskauer Büros und eine staatliche Registrierung gehören zu den Aufgaben, die bei der im April 2003 gegründeten Russischen Evangelischen Allianz noch anstehen. Die nächste Jahreskonferenz ist für den 3. und 4. März 2009 in Moskau vorgesehen.