Religionsflüchtlinge sollen als Flüchtlinge im Sinne der internationalen Konventionen anerkannt werden. Dafür plädiert der deutsche katholische Religionshistoriker Hans Maier – weil die Zahl der verfolgten Christen drastisch zugenommen habe.
Die Beschränkung auf "politisch Verfolgte" bei der Anerkennung von Flüchtlingen sei in der heutigen Situation weltfremd und illusionär, schreibt Maier am 8. Mai in einem Beitrag in der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ). Religionsflüchtlinge müssten nicht zuletzt angesichts der massiven Zunahme von Christenverfolgungen im Irak, in der arabischen Welt, in Indien, Thailand, Nordkorea, China, Pakistan, Iran sowie im islamischen Afrika als Flüchtlinge im Sinn der internationalen Konventionen anerkannt werden.
Wie die Agentur KIPA berichtet leiden nach Schätzungen von den weltweit über zwei Milliarden Christen 200 Millionen – also jeder zehnte Christ – unter Diskriminierungen, schwerwiegenden Benachteiligungen und Anfeindungen.
Auch müsse im Sinne einer Fortentwicklung der überlieferten Religionsfreiheit ein weltweit geltendes "Recht auf Konversion" angestrebt werden, meint Maier. Dies beinhalte das Recht, seine Religion ohne Gefahr für Leib und Leben zu wechseln. Das Recht, Religion auszuüben – das Erbe des Christentums – sowie das Recht von Religion frei zu sein – das Erbe der Aufklärung – müssten laut Maier durch die ausdrückliche Anerkennung einer weltweit geltenden Konversionsfreiheit für alle Menschen ergänzt werden.
Hans Maier war von 1976 bis 1988 Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK). Bis 1999 lehrte er an der Universität München christliche Weltanschauung sowie Religions- und Kulturtheorie.