In der Türkei hat sich am 4. September eine neue Nationalistenpartei gebildet. Schon im ersten Satz ihres Gründungsaufrufes wendet sie sich gegen die "Kolonialisierung" der Türkei durch christliche Missionare. "Türkische Nation, wir wissen, dass du es satt hast, dass deine Demokratie bevormundet wird, dass ausländische Vertreter und Missionare auf unserem Boden herumlaufen und dich herumkommandieren", beginnt der in mehreren Tageszeitungen als ganzseitige Anzeige veröffentlichte Gründungsaufruf der "Partei für Recht und Gleichheit" (Hak ve Eşitlik Partisi).
Gründer ist Ex-General Osman Pamukoğlu, der vor allem für seine Rolle im Krieg gegen die kurdische Rebellengruppe PKK bekannt ist. Pamukoğlu befehligte in den schwersten Zeiten des Kurdenkrieges Mitte der 90er Jahre eine Einheit in der umkämpften südostanatolischen Gebirgsregion Hakkari. Anschliessend war er auf Nordzypern stationiert, wo die türkische Armee mit knapp 40.000 Mann über die international nicht anerkannte Türkische Republik Nordzypern wacht.
Missionarstätigkeit ist in der Türkei nicht verboten; sie wird aber besonders von radikalen Rechtsnationalisten als staatszersetzend betrachtet. Im vergangenen Jahr wurden im osttürkischen Malatya drei protestantische Missionare erstochen. Auch den Mord an dem katholischen Priester Andrea Santoro im nordtürkischen Trabzon 2006 und mehrere weitere Angriffe auf christliche Geistliche in türkischen Städten begründeten die Täter mit dem Groll gegen ausländische Missionare.
In der Türkei leben rund 100.000 Christen. Nach offiziellen Statistiken sind fast 99 % der türkischen Bevölkerung Muslime. Davon gehören zwischen 80 bis 85 % der islamischen Glaubensrichtung der Sunniten, die restlichen 15 bis 20 % der Glaubensgemeinschaft der Aleviten an.