Obwohl im Jahresdurchschnitt weltweit rund 430.000 Kleinwaffen offiziell vernichtet werden, kann sich der illegale Waffehandel international weiterhin reichlich aus staatlichen Arsenalen bedienen. Lasche Kontrollen und weiterhin im Übermass exportierte Bestände sorgen nach Ansicht von UN-Experten dafür, dass das Geschäft mit illegalen Klein- und Leichtwaffen wie Sturmgewehren, Maschinenpistolen und Raketenwerfern trotz internationaler Abkommen und Abrüstungsprogramme floriert. Gemäss UN-Definition zählen zu Kleinwaffen alle Waffen, die von einer oder zwei Personen getragen, transportiert und bedient werden können.
Täglich werden mit Kleinfeuerwaffen auf der Welt etwa 560 Morde verübt, 250 Menschen werden bei Kriegshandlungen erschossen, 140 setzen ihrem Leben selbst mit einem Schuss ein Ende und 50 Menschen werden Opfer eines Unfalls. Achtzig Prozent der Opfer sind Frauen und Kinder. Diese Zahlen veröffentlichte das Internationales Aktionsbündnis gegen Kleinwaffen (IANSA) in London, ein Netzwerk von rund 300 nichtstaatlichen Organisationen (NGOs).
Mehr als 200.000 Menschen sterben also jährlich durch solche Schusswaffen, die Opfer bewaffneter Konflikte nicht eingerechnet. Das grosse Töten mit Kleinwaffen geschieht aber in militärischen Konflikten wie in Darfur oder im Kongo. Waffendiebstahl und –schieberei tragen zu dieser Bilanz bei. So werden Kleinwaffen weiterhin in grossem Stil gestohlen, verschwinden aus militärischen Lagern und bleiben am Ende von Konflikten unkontrolliert im Umlauf oder werden illegal produziert.
Die christlichen Kirchen fordern seit 2001 Regierungen, Militärs und Sicherheitsexperten immer wieder auf, entschlossener gegen die weltweite Kleinwaffenflut vorzugehen. Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) in Genf rief in einem Grundsatzpapier die Mitgliedskirchen auf, internationale Aktionen zu unterstützen, die zum Ziel haben, "die Versorgung mit und Verfügbarkeit von Kleinwaffen und leichten Waffen zu kontrollieren, soziale, wirtschaftliche und politische Bedingungen zu fördern, die geeignet sind, die Nachfrage nach Kleinwaffen und leichten Waffen zu reduzieren, und eine effektive Umsetzung und Respektierung der Kontroll- und Reduktionsmassnahmen in Bezug auf Kleinwaffen zu erleichtern und sicherzustellen."
Das ÖRK-Papier hält fest, dass "gerade die Kirchen in der Lage sind, Zeugnis von den Auswirkungen der Kleinwaffen abzulegen, da sie sich auf der ganzen Welt, in reichen wie in armen Ländern, um die Opfer und deren Familien kümmern", und dass die Kirchen eine Rolle in der Weiterentwicklung der Politik zu spielen haben, indem sie "theologische Erkenntnisse und moralisch-ethische Perspektiven einbringen".
Aus dem Engagement des ÖRK für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung ist die ökumenische "Dekade zur Überwindung von Gewalt. Kirchen für Frieden und Versöhnung" (2001-2010) entstanden. Ziel der Dekade, die Überwindung von Gewalt soll erreicht werden durch: Studienaufträge, um die strukturellen und kulturellen Wurzeln von Gewalt aufzudecken und herauszustellen; Kampagnen gegen Gewalttäter und Instrumente der Gewalt; Informations- und Aufklärungsinitiativen, die Wert und Würde des Lebens vermitteln; liturgische, biblische und theologische Innovationen; Vernetzung von Menschen und Friedensinitiativen sowie Unterstützung von Netzwerken.
Bereits 1990 rief die christliche Weltgemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten 1990 in einer Erklärung zur "Ächtung des Verkaufs von Handfeuerwaffen an Zivilisten" auf und forderte die Staaten auf, "im Hinblick auf die öffentliche Sicherheit und den Wert des menschlichen Lebens – den Verkauf von automatischen oder halbautomatischen Handfeuerwaffen streng zu kontrollieren." Dadurch würde der Gebrauch von Waffen durch Verbrecher oder Geistesgestörte, besonders auch durch Menschen, die in Drogenmissbrauch und Bandenkriminalität verstrickt sind, drastisch eingeschränkt.