Der Exekutivausschuss der Generalkonferenz (Weltkirchenleitung) der Siebenten-Tags-Adventisten beschloss während seiner Frühjahrstagung in Silver Spring, Maryland/USA, eine sprachliche Stilanleitung herauszugeben. Da viele von Mitgliedern der adventistischen Kirche verwendete Begriffe und Redewendungen nicht nur veraltet seien, sondern auch Andersgläubige verletzen könnten, sollten sie aus dem Sprachgebrauch entfernt werden, wenn Adventisten mit Angehörigen anderer Religionen kommunizierten.
Der Vorsitzende der Abteilung Weltmission (Global Mission) der Generalkonferenz, Bruce L. Bauer, legte dem Ausschuss den Entwurf einer "Stilanleitung für die adventistische Mission" vor. Er war von den Studienzentren für die adventistischen Beziehungen zu den Muslimen (Zypern), Buddhisten (Bangkok/Thailand), Hindus (Hosur/Indien), Juden (Jerusalem) und postmodernen sowie säkularen Menschen (St. Albans/Grossbritannien) erarbeitet worden und listet Begriffe sowie Redewendungen auf, die im Gespräch mit Angehörigen dieser Gruppen vermieden werden sollten. Laut Bauer benutzten zu viele Adventisten gegenüber Andersgläubigen Predigt- und Bibelstudienreihen, die ursprünglich für einen anderen kulturellen Rahmen ausgearbeitet worden wären, ohne die örtlichen Bedürfnisse und Gegebenheiten zu berücksichtigen.
Im Gespräch mit Muslimen sollte laut Stilanleitung Mohammed nicht als "falscher Prophet" bezeichnet werden, denn so könnten keine Brücken für das gegenseitige Verstehen gebaut werden. Ebenso sollten Adventisten vermeiden, die christliche Gemeinde als "geistliches Israel" zu bezeichnen, wenn sie mit Juden sprechen. "Als Christen haben wir es nicht nötig, Israel seiner Identität zu berauben, um die eigene Existenzberechtigung zu begründen", betonte Bauer. Hindus und Buddhisten könnten mit vielen Ausdrücken der westlich geprägten christlichen Terminologie, wie "Sünde", "Erlösung" und das "Blut Christi", nichts anfangen. Diese Begriffe müssten umschrieben und erläutert werden, gab Bauer zu bedenken. Formulierungen, wie "Ungläubiger" oder "Ketzer", sollten laut Stilanleitung nie im Gespräch gegenüber Personen ohne Kirchenzugehörigkeit verwendet werden. Obwohl säkulare und postmoderne Menschen keine Religion darstellten, gebe es auch in der Begegnung mit ihnen Empfehlungen. So werde beispielsweise davon abgeraten, von der "Wahrheit" zusprechen, wenn damit der christliche Glaube gemeint sei.
Bei der Aussprache über die vorgelegte Stilanleitung meinte Michael R. Ryan, einer der Vizepräsidenten der Generalkonferenz, dass nicht nur Begriffe aufgeführt werden sollten, die es zu vermeiden gelte. Es wäre angebracht, auch eine Liste von Ausdrücken hinzuzufügen, die für manche traditionelle Adventisten ein Tabu beinhalteten, etwa im Gespräch mit Muslimen das Wort "Allah" für Gott zu verwenden. "Wenn wir mit anderen reden, sollten wir das nicht nur mit einer klaren Sprache, sondern auch mit Fingerspitzengefühl tun", bemerkte Rajmund Dabrowski, Direktor der Kommunikationsabteilung der Weltkirchenleitung.
Änderungsvorschläge zum Entwurf der sprachlichen Stilanleitung werden von den Studienzentren der Kirche geprüft und dem Exekutivausschuss der Generalkonferenz zur Freigabe vorgelegt, damit das Dokument veröffentlich werden kann.
Die protestantische Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten ging aus der Erweckungsbewegung des 19. Jahrhunderts hervor. Gegenwärtig zählt sie über 16 Millionen erwachsene Mitglieder und mehr als 25 Millionen Gottesdienstbesucher in 201 Staaten der Erde.